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20.07.2010

Nachruf Heribert Fieber

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 20.07.2010 10:40

Heribert war ein sehr innovativer Gewerkschafter und Betriebsratsvorsitzende (BRV) bei Siemens in der Hofmanstr, München. Er war seiner Zeit weit voraus und jede/r, der mit ihm zu tun hat, konnte von ihm erfahren und lernen was ein Gewerkschafter und BRV alles leisten kann.

Heribert Fieber 2004 bei Inkens Prozess am Arbeitsgericht

Wir haben Heribert erst bei der einen oder anderen Gewerkschaftsveranstaltung kennengelernt. Für uns war er sehr wichtig und interessant, weil er mit seiner Arbeit zeigte, dass hochqualifizierte Ingenieure für ihre Belange kämpfen können. Jeder von uns wollte wissen, was des Rätsels Lösung war.

Seine damaligen Vorträge waren immer lustig, und mit beißendem Witz gespickt. Als wir damals als Beschäftigte mit dem Thema Vertrauensgleitzeit kämpften, schlug er vor, dass wir auch das Thema von „Vertrauensbezahlung“ ansprechen sollen. Jeder Mensch bekommt nicht nur Vertrauensgleitzeit, sondern auch Vertrauensbezahlung. Die Firma stellt viel Geld zur Verfügung und jeder Mensch holt auch das Geld ab, was er für angemessen hält. Das wäre echtes Vertrauen!

Aber nicht nur das. Heribert propagierte das Konzept von „Netzräten“ und seine Verwendung vom Intranet in der Auseinandersetzung um die Entlassungen in der Siemens Hofmanstr war er uns allen weit voraus. Seine Kooperation und das Einbinden von NCI in jener Auseinandersetzung trug maßgeblich zum Erfolg des Kampfes gegen die Entlassungen bei. Vieles, was wir von ihm lernten, floss in die Vorgehensweise von Netzwerk IT ein.

Daher ärgert uns es maßlos, dass die IGM München jetzt kommt, nachdem Heribert tod ist, und versucht sich mit fremden Federn zu schmücken. Fakt ist, dass sobald der Hauptteil der Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze vorbei war, wurde Heribert von der IGM München zum Unterzeichnen eines Auflösungsvertrages „überredet“. Die IGM München wollte, dass „Ruhe“ einkehrt und er war im Weg. Später wurde auch das Mitarbeiternetzwerk NCI vergrault. Alles was nicht ins Konzept passt und sich nicht beherrschen lässt, wurde von der IGM München vertrieben.

Das Ergebnis ihrer „Bemühungen“ sieht man heute, wenn man guckt, was von Siemens bzw. NSN übrig geblieben ist.

In den letzten Jahren arbeitete Heribert für die IGM Heidelberg und sorgte dafür, dass die IGM bei SAP einen Betriebsrat gründen konnte. Das war eine weitere erstaunliche Leistung aber das war Heribert. Dennoch: dass er überhaupt für die IGM noch arbeiten konnte, hat uns gewundert. Wie dem auch sei, ließ er ziemlich deutlich durchblicken, dass er nicht unbedingt immer über die Politik der IGM glücklich war. Heribert blieb sich selbst treu. Wir haben Heribert zu verdanken, dass Netzwerk IT und NCI miteinander kooperieren. Er hat es möglich gemacht, dass wir mit Inken in Kontakt kommen konnten. Dafür sind wir ihm sehr dankbar, auch heute noch.

Wir sind traurig, dass Heribert nicht mehr unter uns ist. Die Beschäftigten nicht nur bei Siemens und NSN haben einen Kollegen verloren, der uns allen inspirierte. Unser aufrichtiges Beileid geht an seine Familie.


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