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Keine Sonntagszuschläge: Jugendherberge kündigt Mitarbeiter

erstellt von djh zuletzt verändert: 21.03.2012 22:13
Er wollte Sonn- und Feiertagszuschläge - wie seine Kollegen sie auch erhalten. Nach monatelanger Auseinandersetzung bekam er sie - und wurde entlassen! War die "betriebsbedingte Kündigung" eines Mitarbeiters der Jugendherberge Wuppertal die Reaktion der Geschäftsführung darauf, dass Beschäftigte sich gegen den Bruch von Arbeitsgesetzen zur Wehr gesetzt hatten?

Weniger Geld für die gleiche Arbeit

Der Mitarbeiter war seit knapp drei Jahren für die Jugendherberge Wuppertal als Minijobber in der Küche und im Reinigungsbereich tätig. In dieser Zeit hatte er häufig Überstunden gemacht und an Sonn- und Feiertagen gearbeitet. Seine Vollzeitkollegen haben für diese Dienste Zuschläge erhalten: 50 Prozent des Grundlohns an Sonntagen und 125 Prozent an Feiertagen. Er und alle anderen geringfügig Beschäftigten erhielten diese Zuschläge jedoch nicht - deshalb hat die Herbergsleitung gerade sie an solchen Tagen eingesetzt.

Ungleichbehandlung nicht rechtens

Eine solche Ungleichbehandlung zwischen Vollzeitkräften und geringfügig Beschäftigten ist jedoch nicht rechtens: Auch Minijobber haben ein Recht auf Zuschläge an Sonn- und Feiertagen, wenn diese im Betrieb üblich sind. Das sah auch der Mitarbeiter der Jugendherberge Wuppertal so - und wandte sich an die Herbergsleiterin. Diese lehnte ein Gespräch über das Thema jedoch ab und versuchte ihn mit einer Abmahnung einzuschüchtern. Nachdem er und weitere betroffene Kollegen sich mehrmals schriftlich an den übergeordneten Jugendherbergsverband gewandt hatten, sah dieser sich gezwungen, nachzugeben: Von März an konnten sich die Küchenhelfer und Reinigungskräfte zumindest mehr Zeitstunden für die entsprechenden Dienste aufschreiben. Eine Nachzahlung von Zuschlägen aus der Vergangenheit lehnte der DJH bei den meisten Mitarbeitern jedoch weiterhin ab.

Betriebsbedingte Kündigung

Jetzt erhielt der Mitarbeiter, der den Anfang gemacht hatte, seine Kündigung: "aus betriebsbedingten Gründen" - angesichts der beginnenden Hauptsaison eine äußerst fragwürdige Begründung. Handelt es sich vielleicht darum, einen Mitarbeiter loszuwerden, der sich gemeinsam mit anderen zur Wehr gesetzt hat? Geht es womöglich auch darum, das übrige Personal in der Jugendherberge Wuppertal wie auch in anderen Betrieben des Verbands einzuschüchtern? Immerhin hat der DJH durch den Bruch von Arbeitsgesetzen im Laufe der Jahre mehrere hunderttausend Euro eingespart - Nachforderungen würden den Verband teuer zu stehen kommen.

Diskriminierung von Minijobbern verbreitetes Phänomen

Die Ungleichbehandlung von geringfügig Beschäftigten ist in Deutschland leider ein weit verbreitetes Phänomen - auch und gerade in den Jugendherbergen des DJH: Viele Aushilfskräfte wissen garnicht, dass auch sie Anspruch auf bezahlten Urlaub, auf Kranken- und Weihnachtsgeld sowie auf Zuschläge haben. Das Klima, das in Kleinbetrieben oft herrscht, macht es schwer, sich dagegen zur Wehr zu setzen: In der Jugendherberge Wuppertal war es bereits in der Vergangenheit zu Fällen von Mitarbeitermobbing und rassistischen Ausfällen einer ehemaligen Herbergsleiterin gekommen.

Mehr Infos zum Thema, Erfahrungsberichte und Aktuelles gibt es beim DJH-Projekt auf Netzwerk IT.

(3) Kommentare

Anonymer Benutzer 21.03.2012 16:31
Das ist also der saubere deutsche Jugendherbergsverband. Das unterschiedliche Gehaltsarten ausgenutzt werden kennt man ja auch von anderswo. bei mir im Supermarkt werden zum Beispiel Azubis ausgenutzt und sollen ohne eine vernünftige Ausbildung zu erhalten die ausgelernten verdrängen, weil sie kostengünstiger für ALDI sind. Alle anderen werden in Minusstunden gedrängt. Wenn sich Widerstand regt wie hier: Direkt Kündigung! ich denke die kündigung muss weg1
Anonymer Benutzer 21.03.2012 21:02
Da reißt man sich jahrelang den Arsch auf, macht Überstunden auch an Sonn- und Feiertagen, wird noch beschissen und als "Loser" beschimpft dabei - und das ist am Ende der Dank????!!! Die Kündigung muss auf jeden Fall weg! Der Schweinebande solltest Du es zeigen!
Anonymer Benutzer 23.03.2012 19:55
Die rassistischen Ausfälle kommen mir bekannt vor! Dieselbe Herbergsleiterin in Wuppertal, um die es hier geht, hat auch schon Kollegen in Gegenwart Dritter als "fette Sau", "billige Hausfrau", "Loser", "unterste Kaste", "künftige Hartz-IV-Empfänger" u.v.m. bezeichnet. Es gab häufiger die Bemerkung von ihr, dass Gäste bestimmter Nationalitäten "stinken" würden und nicht angenommen werden sollten (u.a. die Anweisung an einen Zivi, "keine orthodoxen Juden" aufzunehmen, da diese sich angeblich nicht waschen würden). Die Liste ließe sich ewig lang erweitern. Soviel zum Thema "Toleranz" und "Weltoffenheit" beim DJH! Das ist das Werbeimage. Wenn man mal hinter die freundliche Fassade blickt, tun sich tiefe Abgründe auf!