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Solidaritätskampagne für Ernst Gabathuler erfolgreich abgeschlossen!

erstellt von swiss zuletzt verändert: 21.12.2009 14:45
Ernst Gabathuler (55) hatte nach 39 Jahren Betriebstreue von der Karl Mayer AG (ehemals Benninger Uzwil) die Kündigung erhalten. Er wurde für sein gewerkschaftliches Engagement abgestraft. Eine breite Solidaritätskampagne setzte sich in den letzten Monaten für Ernst Gabathuler ein. Nun konnte eine Einigung erzielt werden.
Solidaritätskampagne für Ernst Gabathuler erfolgreich abgeschlossen!

Protestaktion vor dem Werktor

Die Karl Mayer AG und Ernst Gabathuler haben sich auf eine Abfindung geeinigt, über deren Höhe Stillschweigen vereinbart wurde. Ernst Gabathuler ist mit diesem Ausgang zufrieden und meint: "Auch ohne Wiedereinstellung habe ich mehr erreicht, als ich anfänglich gehofft hatte. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen. Und vor allem möchte ich allen andern, die in der gleichen Lage sind wie ich, Mut machen, damit sie sich ebenfalls gegen Ungerechtigkeit und Einschüchterung wehren." Die Unia St.Gallen-Appenzell sieht diese Kampagne als Fingerzeig an alle andern Unternehmen, dass solche skandalösen Kündigungen nicht stillschweigend hingenommen werden.

Die Unia hat ihren bereits zu Beginn der Kampagne geäusserten Plan wahrgemacht und Ende August den Protest gegen die skandalöse Entlassung an den Hauptsitz der Karl Mayer AG in Obertshausen (Deutschland) getragen. Selbst ein Firmensprecher musste dort eingestehen, dass die nach 39 Dienstjahren gegen einen aktiven Gewerkschafter ausgesprochene Kündung in Deutschland in dieser Art nicht möglich gewesen wäre. Gespräche, die in den darauffolgenden Wochen und Monaten zwischen Ernst Gabathuler und seinem Anwalt auf der einen Seite und dem Vertreter der Firma auf der andern Seite geführt wurden, brachten schliesslich den Durchbruch in den Verhandlungen.

Die Solidaritätskampagne für Ernst Gabathuler hat nicht nur allen Beteiligten, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass die Einschüchterung am Arbeitsplatz nur solange funktionieren kann, als sich niemand zur Wehr setzt. Die Unternehmer haben ein Image zu verlieren und die Kampagne für Ernst Gabathuler hat gezeigt, dass solche antigewerkschaftliche Kündigungen schnell zu einem Imageschaden führen können. Die Unia St.Gallen-Appenzell hat mit dieser Kampagne deutlich gemacht, wie sie künftig auf antigewerkschaftliche Kündigungen antworten wird.

(Medienmitteilung vom 18.12.2009)

(3) Kommentare

Anonymer Benutzer 21.12.2009 19:47
Es ist ziemlich dreist, eine Niederlage als einen Erfolg zu verkaufen.

Fakt ist, dass die Firma Ernst erfolgreich entlassen konnte. Er ist weg und es gibt bei Kurt Mayer eine/n Gewerkschafter weniger. Außerdem weiß die Firma jetzt, dass es nur eine Frage des Geldes sei, einen solchen Mensch loszuwerden.

Wenn der Imageschaden wirklich so groß gewesen wäre, hätte diese Firma den Kollegen wieder einstellen müssen.
valter 22.12.2009 16:03
Komme mir auch verarscht vor, mich nur für eine bessere Abfindung eingesetzt zu haben. So wird Solidarität mißbraucht.
swiss 23.12.2009 19:41
Den Erfolg eines Kampfes ausschliesslich am materiellen Erfolg zu messen, finde ich falsch. Bereits zu Beginn der Kampagne wurde verkündet: „Selbst für den Fall, dass Ernst nicht wieder eingestellt würde, hätten wir dennoch etwas erreicht, das uns niemand mehr nehmen kann: nämlich unsere Würde zurückerobert, um als aufrechte Menschen gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen.“ Was hätte Ernst tun sollen, als sich abzeichnete, dass die Kraft nicht vorhanden war, um eine Wiedereinstellung zu erzwingen? Auf die Abfindunge verzichten, mit der Begründung: entweder Rücknahme der Kündigung oder nichts?

Wie hoch der Imageschaden für die Karl Mayer AG ist, lässt sich kaum beziffern, jedoch „ablesen“, wenn man bei Google den Firmennamen eingibt. Die Resultate, bereits auf der ersten Seite, lauten: „...nach 39 Jahren Betriebszugehörigkeit von der Karl Mayer AG entlassen“, „Protesterklärung gegen die Entlassung von Ernst G.“, „Protestaktion vor der Karl Mayer AG, Uzwil“ usw. Das ist gegenwärtig die „elektronische Visitenkarte“ des weltweit tätigen Unternehmens!

Weder Sieg, noch Niederlage also, dennoch eine erfolgreiche Solidaritätskampagne. Nicht nur die Karl Mayer AG weiss jetzt, dass solche Kündigungen nicht mehr – wie vorher – einfach sang und klanglos über die Bühne gehen. Das ist für die Unternehmer das Resultat der Kampagne, und für Ernst und seine KollegInnen die Erfahrung, dass es möglich ist, sich wirksam aufzulehnen, selbst mit nur einer kleinen Gruppe von AktivistInnen im Rücken.

Nebenbei bemerkt, auch den kämpferischen Contis von Clairoix, die mit ihren Aktionen weitherum Aufsehen erregt haben, ist es nicht gelungen, die Weiterführung der Produktion zu erreichen, dafür aussergewöhnlich hohe Abfindungen. Soll man deshalb auch hier von einer „offensichtlichen Niederlage“ sprechen? Nur davon, dass es nun eine Fabrik weniger gibt und dass der Reifenmulti jetzt wisse, dass es „nur eine Frage des Geldes“ sei, um die Arbeiter loszuwerden?

Selbst in jenen Fällen, wo die ArbeiterInnen erfolgreich die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze erkämpft haben (wie bei den Officine von Bellinzona oder bei INNSE in Mailand), gibt es Leute, die finden, dass sei kein wirklicher Sieg, weil die ArbeiterInnen nur dafür gekämpft hätten, weiter ausgebeutet zu werden... Wer derart weltfremd urteilt oder den Erfolg eines Kampfes einzig und allein an der ursprünglichen Forderung misst, läuft Gefahr, ungewollt jene in ihrer Haltung zu bestärken, die glauben, es lohne sich überhaupt nicht zu kämpfen, weil man „sowieso nichts machen könne“.