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Nicht die erste Wahl

von Alcatel-Lucent — Letzte Änderung 19.01.2010 00:20
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Im März wird bei ALU Nürnberg ein neuer Betriebsrat gewählt. Dafür stellt die IG Metall im Betrieb eine Kandidatenliste auf. Seltsam ist jedoch: Früher konnte jedes IG Metall Mitglied sich auf die IGM-Liste schreiben lassen, jetzt wird plötzlich aussortiert. Was könnte hinter dieser neuen Praxis stecken?

Die Aufstellung der IGM-Liste

Alle vier Jahre wird der Betriebsrat neu gewählt. Die Neuwahl erfolgt – genau wie in der Politik auch – als Listenwahl. Dafür müssen interessierte Kollegen, die in den Betriebsrat gewählt werden wollen, sich in Listen zusammenfinden, sowie bei den IG-Metallern hier im Betrieb geschehen. Bei denen geht’s allerdings etwas anders zu, als man denkt und für möglich hält.

In der IGM hat die Kandidatenaufstellung demokratisch zu verlaufen. Laut der Richtlinien der IGM findet die Aufstellung in einer Mitgliederversammlung für den Fall statt, dass es keinen „Vertrauenskörper“ gibt. Und einen solchen gibt es bei ALU Nürnberg nicht!

Zu einer Mitgliederversammlung wurde bis heute nicht eingeladen. Was ist stattdessen passiert? Das ist nicht so einfach zu durchschauen, weil offensichtlich irgendwelche Leute dieser Liste eigenmächtig gehandelt haben.

Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass bis jetzt kein einziges IGM-Mitglied im Betrieb uns erklären konnte, nach welchen Kandidatenkriterien ihre Wahlliste zusammengebastelt wurde. Eigentlich dürfte es diese Liste so nicht geben.

Und was weiß Netzwerk IT?

Am 12. Januar verschickte der Betriebsratsvorsitzende eine eMail an alle Kandidaten, in der u.a. Stand, dass „Ihr […] alle von einem Mitglied der IG Metall Liste im Betriebsrat gefragt worden [seid], ob ihr bei der kommenden Betriebsratswahl auf unserer Liste kandidieren wollt.“

Nun, wir wissen, dass nicht alle IGM-Mitglieder im Nürnberger Betrieb gefragt wurden, geschweige denn die erwähnte eMail erhalten haben. Vielmehr wissen wir, dass nur gewisse Leute gezielt angeschrieben wurden. Nach welchem Prinzip allerdings eingeladen bzw. ausgegrenzt wurde, wissen wir nicht. Welche Vorteile erhoffen sich die amtierenden Betriebsräte der IG-Metall-Liste eigentlich durch ihr derartiges undemokratisches Handeln?

Wer, wie, was, warum?

Schlimmer noch: Es gibt Kollegen (IGM-Mitglieder), die sich für die Betriebsratswahl aufstellen lassen wollten und im Vorfeld aus dieser IGM-Wahlliste aussortiert wurden - es wurde ihnen einfach abgesagt! Entgegen früherer Praxis wurden sie einfach nicht „berücksichtigt“. Früher war man froh darum, wenn Kollegen kandidieren wollten. Jetzt ist es offensichtlich anders geworden.

Unsere Mutmaßungen dazu:

  1. Könnte es nicht sein, dass es einen engeren Kreis von Betriebsräten gibt, die dafür sorgen wollen, dass nur die Kandidaten ausgesucht werden, die ihnen „genehm“ sind?

  2. Es könnte aber auch die Sorge bei einigen derzeitigen Betriebsräten vorherrschen, dass die „kritischen Neuen“ gewählt werden könnten, wenn die Aufstellung demokratisch ablaufen würde.

  3. Und/oder, dieser vermutete engere Kreis von Betriebsräten ist einen „Deal“ mit der Geschäftsleitung eingegangen und hat bewusst Kollegen aussortiert, die auf der „Abbauliste“ stehen.

    Allerdings, bei Leuten mit einer „schönen Nase“ wird für „Kündigungsschutz“ gesorgt, indem man sie in den Wahlvorstand bittet!

  4. Und/oder, es sollte nur IGM-Betriebsräte geben, die „auf der Linie“ sind.

Wir können natürlich nicht sagen, was wirklich zutrifft. Es könnte sogar sein, dass es auch andere Gründe für diese Auswahl gibt. Wie dem auch sei, eines ist sicher: die Aufstellung der Kandidatenliste der IG Metall in ALU Nürnberg verläuft nicht nach demokratischen Kriterien – ein Armutszeugnis für diese Liste.

Und nun?

Werden die IG Metall Mitglieder im Betrieb etwas gegen diese Art der Aufstellung der Kandidaten unternehmen? Wenn diese Praxis geduldet wird, wird die IGM dann in Verruf geraten und Wahleinbußen hinnehmen müssen oder sogar Mitglieder verlieren?

Angesichts dessen, dass über kurz oder lang ein Haustarifvertrag in Nürnberg gelten wird, verheißt das nichts Gutes, wenn es bereits bei der Aufstellung zur Betriebsratswahl Missstände gibt. Zu wessen Gunsten wird der zukünftige Tarifvertrag ausgelegt werden, wenn es zu Ungereimtheiten kommt? Kann man einem IGM-Betriebsrat als Belegschaft dann noch trauen?

Wir sind – wie immer - gespannt, wie es weitergeht!

(3) Kommentare

Anonymer Benutzer 19.01.2010 09:42
Wenn die Mitbestimmung innerhalb der IG Metall schon nicht klappt, was kann man dann von der IG Metall bei der Vertretung der Belegschaft erwarten ?
Wird dann im Betriebsrat auch nur Klientelpolitik von einigen wenigen betrieben ?
Es wird keine Überraschung sein wenn die anderen Listen bei der Betriebsratwahl von diesem undemokratischen Vorgehen profitieren.
Anonymer Benutzer 19.01.2010 11:27
Die IGM, vor allem in Bayern, zeichnet sich durch Linientreue aus. Es ist ganz einfach: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Dazwischen gibt es nichts. Dies ist meine Erfahrung. Kritische Stimmen sind unerwünscht.

Um das zu verstehen, muss man sich fragen: Was ist das Interesse der IGM? Die Belegschaften? Man sollte meinen, doch dem ist nicht so, zumindest nicht primär. An erster Stelle steht das eigenen Überleben der IGM. Da die IGM aufgrund ihrer verknöcherten und veralteten Politik kaum neue Mitglieder hinzugewinnt und viele verliert, sichert man dieses Überleben am besten über den Arbeitgeber. Wenn dieser die IGM als gesellschaftlichen Partner anerkennt, dann ist alles gut, die IGM kann als sog. Sozialpartner überleben und die Arbeitsplätze in der Verwaltungsstelle sind gesichert.

Und wie erkennt der Arbeitgeber eine Gewerkschaft als Partner an? Ganz einfach, wenn sie mit ihm zusammen "sozialverträglich" spielt. Man tut so, als ob man viel für die Arbeitnehmer macht, aber man stoppt diese Aktivitäten, wenn sie den Interessen des Arbeitgebers entgegenlaufen.

Daher kommt es, dass einerseits, meist in kleineren Dingen, IGM BR, wenn sie in der Mehrheit sind, durchaus was für die Belegschaft zu, aber bei entscheidenden Dingen, wie Stellenabbau, Arbeitsplatz erhalt, erstaunlich Arbeitgeber konform sind. Daher kommt es: erst große Demo und markige Sprüche und dann eine laue Vereinbarung. Die Verwaltungsstelle befiehlt es und wer nicht spurt, der wird eben das nächste Mal nicht mehr als BR auf der IGM Liste kandidieren dürfen.

Nun möchte ich nicht ungerecht sein. Auch in der IGM gibt es aufrichtige Kämpfer, die sich für die Belegschaft einsetzen. Diese werden solche Spielchen allerdings nicht mitmachen und in ihrem Betrieb die Demokratie und Meinungsvielfalt fördern. Ihr Ziel ist es nämlich nicht, alles im Griff zu haben, alles Steuern zu können, Widerstände auf Befehl stoppen zu können, sondern die Aufklärung der Belegschaft, damit diese mehr und mehr in die Lage versetzt wird, ihre Rechte zu erkennen und durchzusetzen. Schweigende Betriebsräte sind dazu nicht geeignet, denn durch Schweigen erfolgte noch nie ein Fortschritt.

Darum wählt euch die Betriebsräte, die nicht schweigen. Es genügt nämlich nicht, eine große Organisation wie die IGM zu sein. Diese Organisation muss auch wirklich gewerkschaftliches Gedankengut leben, nämlich bereit sein für und mit den Arbeitnehmern für deren Interessen zu kämpfen, unabhängig davon, ob der Arbeitgeber sie liebt.

Ist die IGM nun zerstritten? Ist die von der Belegschaft so gewünschte Einheit dahin? Was ist besser: Ein Arbeitgeber konformer Einheitsbrei (das sichert die gewünschte Harmonie) oder offene Worte (das sichert die Arbeitnehmerrechte). Beides wird man angesichts der Situation bei ALU nicht haben können. Der Wähler wird entscheiden.
Anonymer Benutzer 26.01.2010 23:06
Bei uns in Stuttgart gehts so:

Neue Einteilung der Bereiche ! VS = VS + IS + ZB

Unsere Tagesordnung für 27.01.2010:

1. Allgemeine Situation am Standort
2. Vorstellung und Beratung der Kandidatenliste
3. Beschlussfassung zur Kandidatenliste
4. Verschiedenes
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