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Vorgeschichte bis 90er Jahre

by dave posted on 24.01.2008 21:49 last modified 28.01.2008 16:45

Wo anfangen? Die Vorgeschichte der Anti-Antifa reicht zurück zur SA, jenen Sturmabteilungen die mit Terror den Weg Hitlers an die Macht freikämpften. Nach der Kapitulation des 3. Reiches gehen Werwolf und Gladio eine unheilige Allianz in Untergrund ein. Der Antikommunismus als ideologischer Kit verbindet den rechten Rand mit der Mitte der Gesellschaft in der Adenauer-Ära. In den 70ern weht der Zeitgeist links und die "neue Rechte" modernisiert Auftreten und Ideologie. Political correctness und Anti-Totalitarismus bilden den fruchtbaren Boden, auf dem militante Neo-Nazis, konservative Meinungsmacher und Teile der Sicherheitsbehörden eine Gemeinsamkeit finden .

Zur Struktur der Anti-Antifa und des Naziuntergrundes (Januar 1994)

Aus Sicht der rechten Ideologieschmiede Nation Europa, Ausgabe 1/94 müsse sich die nationale Gemeinschaft praktisch organisieren, sie muß die Keimzelle einer streitbaren Gegen-Gesellschaft bilden. Daraus folgt selbstverständlich, daß die Organisationsform dieser Gemeinschaft nicht eine Partei, ein Verein oder eine sonstige Körperschaft im rechtlichen Rahmen des bestehenden Systems sein kann, sondern den Charakter einer `Bewegung´ haben muß, **mit strenger, verbindlicher Organisierung nach innen, jedoch ohne formale, von außen her nachvollziehbare Strukturen.** Es geht auch nicht um eine Massenbewegung." (Hervorhebung von uns)

Diese Leitlinie zum Aufbau der NSDAP einschließlich der terroristischen Kampfgruppen der Anti-Antifa wird in den folgenden Jahren konsequent fortgesetzt.

Der Einblick (Jahreswechsel 1993/94)

Mit der ersten Ausgabe des bundesweiten Anti-Antifa-Magazins "Der Einblick" erreichen die Neonazis eine neue Stufe in der organisatorischen Vernetzung ihrer Arbeit. Parallel zum Erscheinen des Einblicks und im Zusammenhang damit sind bundesweit Anti-Antifa-Gruppen entstanden und zahlreiche Veröffentlichungen über linke Gegner/Innen in lokalen Zeitungen, Flugblättern etc. erfolgt.

Mehr zum Einblick und der Struktur der Anti-Antifa zu jener Zeit im Artikel Einblick trial

Index und die bundesweite Anti-Antifa-Kampagne (August 1992)

Den Startschuss für die bundesweite Anti-Antifa-Kampagne gibt die Zeitung `Index´, das Organ der `Nationalen Liste´ in Hamburg im August 1992. Dahinter steht mit Christian Worch, einem engen Weggefährten von Michael Kühnen, einer der heute wichtigsten Nazigrößen. Worch hatte bereits 1985 die Anti-Antifa-Broschüre "Früchte des Zorns" im Horst-Wessel-Verlag herausgegeben. Dies ist ein weiteres Beispiel für die personelle Kontinuität einer Untergrundorganisation, die sich hinter vielen Namen tarnt.

Zeitgleich kündigt die `Neue Front´, Organ der von Kühnen initiierten "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" die erste Ausgabe des "Anti-Antifa-Magazins EINBLICK" an.

Erste Gehversuche der Anti-Antifa (Mitte der 80er bis Anfang 90er Jahre)

Die Arbeit der Anti-Antifa als Teil der konspirativen NSDAP kommt zunächst nur langsam in Gang. Die durch die Diskussion um die Homosexualität des Naziführers Michael Kühnen ausgelöste Spaltung der Neonazis verlangsamt die angestrebte spektrenübergreifende Zusammenarbeit im rechtsextremen Lager zunächst.

Erste Versuche werden häufig von einzelnen Aktivisten vorangetrieben, so die Zeitung `Der Scheinwerfer´ von Eberhard Hefendehl. Dort werden im Januar 1991 Adressen und Telefonnumern von Kölner Vereinen dokumentiert, die sich für Ausländer einsetzen ("Adressen, die man sich merken sollte!")

Kritik des Antifaschismus (1990)

Der ultrakonservative Bonner Politologieprofessor Hans-Helmuth Knütter veröffentlicht sein Buch "Kritik des Antifaschismus", dass die Theorie des Anti-Antifaschismus popularisiert und auf ein für stramm konservative law and order Kreise erträgliches Maß intellektualisiert. Knütter ist eine zentrale Figur in der sogenannten Grauzone zwischen Rechtskonservativen und Rechtsextremisten, seine Bücher und Thesen werden von der Bundeszentrale für politsche Bildung kostenlos vertrieben und er ist ein häufiger Referent u.a. bei Tagungen der Sicherheitsbehörden.

Zur weitergehenden Lektüre über die ideologische Bedeutung des Konzeptes "Anti-Antifaschismus" bei der Zusammenarbeit zwischen konservativen Kreisen, der intellektuellen neuen Rechten, den Sicherheitsbehörden und dem paramilitärschen Naziuntergrund siehe Anti-Antifa - einigendes Band von Neonazis bis zur Intellektuellen Rechten

Referat für Sicherheit (1985)

Das Referat für Sicherheit um Christian Malcoci ist nominell eine Unterstruktur des Komitees zur Vorbereitung des 100. Geburtstages von Adolf Hitler. Faktisch verbindet sich dahinter die erste bekannt gewordene Anti-Antifa-Struktur des Neonaziuntergrundes um die NSDAP/AO.

Neugründung der NSDAP (70er Jahre)

In den 70 er Jahren kommt es im militanten Neonazi-Untergrund zur Neugründung der NSDAP. Bis in die 80er Jahre ist dabei der Kampf gegen den politischen Gegner das Hauptbetätigungsfeld. Das Antifaschistische INFO-Blatt führt in dem Artikel "Anti-Antifaschismus - Die NS-Struktur" aus:

*Der Verfassungschutz war maßgeblich beim Aufbau dieser Netzwerke beteiligt und einer seiner Agenten tippte 1979 eine NSDAP/AO-Todesliste gegen Linke in Westberlin, die bundesweit in Umlauf gebracht wurde."*

Quelle: Antifaschistische INFO-Blatt, Nr. 26, März/April 1994, Seite 16

Nation Europa (1972)

In der Zeitschrift Nation Europa, dem führenden Ideologieorgan des neuen Rechten taucht erstmals der Begriff Anti-Antifaschimus auf.

Quelle: Hans Georg von Schirp, Plädoyer für einen Anti-Antifaschismus, Nation Europa, August 1972, Seite 54ff

Bund Deutscher Jugend und Gladio (1950 bis 1952)

Der `Bund deutscher Jugend´ wird 1950 überwiegend von ehemaligen Wehrmachts- und SS-Offizieren gegründet. 1952 fliegt seine paramilitärische Untergrundstruktur auf, der sogenannte `Technische Dienst´, da die dort tätigen Nazis schwarze Listen von sozialdemokratischen und kommunistischen Funktionären angelegt hatten, die im Fall einer Machtübernahme der Linken liquidiert werden sollten.

Als die Angelegenheit bekannt wird, informiert die CIA zunächst Bundeskanzler Konrad Adenauer, dann den NATO-Oberbefehlshaber Mattew und schließlich den hessischen Ministerpräsidenten Georg Zinn von der SPD, der selbst auf der Todesliste steht. Das ganze wird als unauthorisierte Übung und übereifriges Sandkastenspiel dargestellt. Damit ist der Skandal beendet. Der BDJ und seine Unterorganisationen werden zwar 1953 verboten, aber faktisch bleibt die Struktur unangetastet und die Anti-Antifa kann unbehelligt als Teil der NATO-Geheimarmee Gladio weiter agieren.

Quellen:

Aussage von Thomas Polgar, CIA Agent in Deutschland 1951 im 1. Teil der Galdio-Dokumentation der BBC ab ungefähr 25te Minute)

Anti-Antifa Einigendes Band von Neonazis bis zur intellektuellen Rechten auf Seite 9 mit weiteren Details u.a. zur personellen Kontinuität bis heute (!)

Freikorps und SA in der Weimarer Republik

Schon 1918 hatten faschistische Freikorps schwarze Listen politischer Gegner/Innen angefertigt, z.B. die 1918 gegründete Thule Gesellschaft, aus der sich später auch die SA rekrutiert. Die SA (Sturmabteilung) war seit ihrer Gründung 1921 darauf ausgerichtet den politischen Gegner einzuschüchtern. Ihre Praxis reicht vom Bespitzeln von Personen, über Angriffe auf Parteilokale und Veranstaltungen bis hin gezielten Mordanschlägen z.B. in Form von Briefbomben. Fast jede SA-Einheit hatte schwarze Listen, die nach Hitlers Machtergreifung 1933 für die ersten großen Verhaftungswellen gegen KPD, SPD und Gewerkschaften genutzt wurden.

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