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Kottmanns Anbiederung (18.2.10)

erstellt von swiss zuletzt verändert: 20.02.2010 14:57
Am 18.2.10 (zwei Tage nach der Ankündigung von 400 Stellen) hat sich Kottmann erwärmt einen Brief an die Belegschaft zu richten. Hier die Abschrift:

"Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

am Dienstag dieser Woche haben wir Sie darüber informiert, dass wir die Produktion der Textilfarbstoffe, der Textilchemikalien und der Papierchemikalien von Muttenz nach Asien beziehungsweise Spanien verlagern werden.

Ich möchte Ihnen versichern, dass der Konzernleitung diese Entscheidung nicht leichtgefallen ist. Wir sind uns sehr wohl darüber bewusst, dass der drohende Verlust des Arbeitsplatzes gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten eine grosse Belastung für die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien darstellt.

Leider gibt es keine wirtschaftlich vernünftige Alternative zu diesem Schritt. Wie sie wissen, ist der grösste Teil unserer Kunden im Textilgeschäft bereits vor Jahren nach Asien abgewandert - und mit ihnen auch unser Wettbewerb. Kein Unternehmen kann es sich deshalb heute noch leisten, diese Märkte mit Produkten aus Europa und anderen Hochkostenregionen zu bedienen. Die Verlagerung ist daher unumgänglich. Und die Produktion des Papiergeschäfts alleine ist ohne die Produktion für das Textilgeschäft in Muttenz zu klein, um sich rechnen zu können. Auch dies ist denjenigen von Ihnen, die unsere Betriebe gut kennen, bewusst.

Trotzdem verstehe ich Ihre Betroffenheit und Ihre Reaktionen. Die Tatsache, dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen einen so grossen Einfluss auf individuelle Schicksale und Lebensplanungen haben, ist oft schwer zu ertragen und schwer zu verstehen.

Gerne hätte ich deshalb am Dienstag persönlich mit Ihnen gesprochen. Leider mussten wir allerdings die Massnahmen in Muttenz aus börsenrechtlichen Gründen am Tag der Kommunikation unseres Jahresergebnisses 2009 bekanntgeben, weswegen ich den ganzen Tag in Zürich gebunden war. Ich bin aber selbstverständlich bereit, mich in den kommenden Wochen und Monaten der Diskussion mit Ihnen zu stellen.

Bis dahin möchte ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von den Massnahmen betroffen sind, bitten, sich besonnen mit der Situation auseinanderzusetzen. Wie Sie wissen, werden sich die Entscheidungen erst in etwa eineinhalb Jahren auf die Beschäftigung auszuwirken beginnen. Das gibt uns genügend Zeit, Perspektiven zu entwickeln. So werden wir die Entwicklung des Industrieparks Muttenz mit Nachdruck vorantreiben, und ich bin zuversichtlich, dass dadurch neue Arbeitsplätze entstehen.

Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang auch bitten, sich nicht von politisch getriebenen Interessensgruppen irritieren zu lassen. Ich nehme die Fürsorgepflicht des Unternehmens für seine Beschäftigten sehr ernst. Wir werden alles tun, was möglich ist, um die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterstützen. Dazu gehört auch der konstruktive Dialog mit den Sozialpartnern, mit denen wir gemeinsam einen fairen und grosszügigen Rahmen finden und Härtefälle besonders berücksichtigen werden.

Ich möchte Sie nochmals um Verständnis für diese Entscheidung bitten und Ihnen für die Zusammenarbeit danken. Ich weiss, dass Sie sich täglich für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens engagieren. Dafür haben Sie den Respekt und die Anerkennung der gesamten Konzernleitung.

Mit herzlichen Grüssen
Hariolf Kottmann"

Unser Kommentar dazu

Eingescanter Brief

(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 20.02.2010 15:42
Hallo Kollegen,

mit dem Spruch "Bin ich blöde" macht eine große Elektronikkette seit Jahren Werbung, aber er passt auch gut auf eure Situation. Für wie blöde muss Kottmann euch halten, wenn er im Ernst glaubt, dass ihr euch noch eineinhalb Jahre den A... für die Firma aufreißt, um dann in denselben Körperteil getreten zu bekommen. Ich kann euch nur sagen, macht es wie wir damals: Schmeißt die Sachen hin, lasst euch krankschreiben, verweigert die Arbeit, streikt, und vor allem macht einfach nicht mit bei der Verlagerung! Keiner kann euch zwingen, eurer Wissen wie es läuft an die Kollegen in Indien und Spanien weiter zu geben.
Ich war bei der AEG in Nürnberg und wir haben den Laden nicht besenrein übergeben. Gar nix mehr haben wir gemacht und das hat die Firma Millionen gekostet. Okay, geschlossen haben sie uns trotzdem, nachdem die Gewerkschaft uns fallenlies, aber 50 Kilometer weiter in Rothenburg werden immer noch AEG Geräte hergestellt, obwohl sich das letzte AEG-Werk in Deutschland "wirtschaftlich nicht rechnet" und eigentlich schon lange fällig gewesen wäre.

Viele Grüße und viel Glück

ein EX-AEGler aus Nürnberg