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Wir bleiben hier. Dafür kämpfen wir!

erstellt von Administrator zuletzt verändert: 10.10.2009 13:26
Im "Aufbau", Nr. 58 Sept/Okt 2009, der Zeitung der gleichnamigen Gruppe Revolutionärer Aufbau aus der Schweiz findet sich eine Buchbesprechung.

Die Erfahrungen vom AEG Streik in Nürnberg liegen nun in Buchform vor
Im Frühjahr 2009 veröffentlichte das Redaktionskollektiv der am AEG-Streik im Winter 2006 beteiligten Gruppe Druckwächter eine Reihe von Interviews unter dem Namen "Wir bleiben hier. Dafür kämpfen wir!". Der Druckwächter ist ein Kollektiv von gewerkschaftskritischen AEGlerInnen. Zur Vernetzung der KollegInnen hat dieses ein Internetprojekt aufgebaut, über das während des Streiks auch die Pressearbeit abgewickelt wurde.

Persönliche Kampferfahrungen

Das Buch berichtet aber nicht in erster Linie aus Sicht der DruckwächterInnen, vielmehr liefert es uns eine umfang- und hilfreiche Materialsammlung, bestehend aus Interviews mit den verschiedensten am Streik beteiligten Akteuren.

Nicht die Analyse, sondern die Vermittlung der persönlichen Kampferfahrung ist die Absicht der HerausgeberInnen. Das Werk lebt von der Darstellung der Wechselwirkungen zwischen den Interventionen der verschiedenen Akteure, wie politische Organisationen, Betriebsgruppen und ArbeiterInnen. Wir erfahren aus unterschiedlichsten Perspektiven vom Einbezug linker Gruppen und deren UnterstützerInnenkreisen, Boykottkampagnen und Stadtteildemos, selbst vom Klassenkampf ist die Rede.

Implizit zieht sich ein roter Faden durch die Interviews: Das Misstrauen gegenüber der Gewerkschaftsführung der IG Metall, die Enttäuschung über den Streikabbruch, dem Verrat an den Kollegen und Kolleginnen.

Strategie und Taktik

Durch das Schlusskapitel, einem Bericht aus einem Workshop "Strategie und Taktik in wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen am Beispiel der AEG Nürnberg", kommt eine analytische und theoretisierende Ebene hinzu.

In diesem Kapitel wird versucht, strukturiert und systematisch die Ereignisse zu analysieren. Als Ausgangspunkt dienen die Grundsätze der Militärwissenschaften. Besonders Clausewitz, aber auch Lenin werden zu Rate gezogen. Auf dieser Basis werden sowohl die Strategien der Unternehmensleitung als auch der Gewerkschaftsführung untersucht.

Zum Verständnis der Rolle des Streikkollektivs und dessen UnterstützerInnen wird eine ungewöhnliche Form gewählt: Über ein Rollenspiel erarbeiten vier AktivistInnen ein quasi idealtypisches Streikszenario. Wenn auch hie und da gewisse Annahmen zum Schmunzeln verleiten, so ist dieses Kapitel doch gut geeignet einen Einblick in die Dynamik von Arbeitskämpfen und deren wichtigen Kernfragen und Knackpunkten zu erhalten.

Gestärkt in die Zukunft

Damit liefert dieses Buch der interessierten LeserIn aus vielfältiger Perspektive einen Einblick in einen politisch geführten Arbeitskampf. Unterschiedliche Interventionsmöglichkeiten, die nicht immer einfachen Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zwischen politischer Widerstandsbewegung und streikenden ArbeiterInnen und die immer mässigend einwirkende Vermittlung der Gewerkschaftsführung - diesen Herausforderungen gilt es sich auch in jedem zukünftigen Streik zu stellen.

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