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Gedanken zum 3. Mai

von kraftfahrer — Letzte Änderung 16.05.2014 13:13

Wir dokumentieren die ausführliche Auswertung der Kraftfahrer Clubs Deutschland (KCD) über den Ablauf des europäischen Aktionstages am 3. Mai 2014, die vom KCD auf der homepage http://www.kraftfahrerclubsdeutschland.de/link_83986855.html mit vielen Fotos der Aktion veröffentlicht wurde.

Am 3.Mai 2014 fand der Aktionstag der europäischen Kraftfahrer unter dem Motto „Together Now! – The United Voice Of The European Truck Drivers“ statt. Die Gewerkschaften in Skandinavien legten ihre Aktion „Stop Slavery“ mit unserer Aktion zusammen , damit wir alle gemeinsam ein Zeichen gegen Sozialdumping setzen. In Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Italien und Spanien machten Berufskraftfahrer auf die unhaltbare Situation im europäischen Transportsektor aufmerksam. In Berlin schlossen sich Gruppierungen aus den verschiedensten Berufen und Interessengemeinschaften an.

Der Kundgebung in Berlin ging eine Sternfahrt und ein Demonstrationszug zu Fuß voraus. Mit der Sternfahrt haben die Veranstalter den Fahrern in Deutschland die Möglichkeit geboten, ihre Unzufriedenheit gegenüber der derzeitigen Situation im europäischen Transport schon bei der Anfahrt zum Brandenburger Tor laut zu bekunden. Es waren unerwartet wenige Fahrer, die diese Gelegenheit nutzten. Mehr, als ihnen diese Gelegenheit zu bieten, können die Veranstalter auch nicht machen.

Wir möchten aber hier eine Gruppe von Bikern hervorheben. Obwohl sie nichts mit der Branche zu tun haben, haben sie sich spontan bereiterklärt, uns solidarisch zur Seite zu stehen und einen der vier Konvois zu begleiten. Deshalb möchten wir uns auf diesem Wege bei Bernd Frieböse und seinen Bikern vom MC Kuhle Wampe herzlich für ihre Unterstützung bedanken.

Netzwerk IT und der Aktionsausschuss 100% S-Bahn stellten einen Demonstrationszug zu Fuß mit ca. 40 Menschen zusammen. Sie kamen vom Lustgarten über Unter den Linden zum Brandenburger Tor. Auch diesen beiden Gruppierungen sowie dem Berliner Taxi Bund gilt unser Dank, die uns auch schon bei den Vorbereitungen zum Aktionstag behilflich waren und viel Arbeit vor Ort abgenommen haben. Nachdem unsere Showbühne abgesagt wurde, vermietete uns die Firma LEX aus Berlin kurzfristig zwei Trailer. Für die Tontechnik der gesamten Kundgebung zeichnete Bernd Kraft, selbst Kraftfahrer, mit seiner Anlage verantwortlich und die Moderation wurde, wie schon 2013 in Lübeck, wieder einmal professionell von Sven Bargel (Bundesbargel) vom ET-Radio gemeistert.

Die Kundgebung begann aus aktuellem Anlass mit einem Aufruf zum Frieden auf dieser, unserer Erde, durch Sylvia Steinbach-Schulze, Vorstandsmitglied der KCD e.V. Als Veranstalter sprach der Vereinsvorsitzende der KCD e.V. Ingo Schulze ein paar Worte zur Begrüßung. Dann stellte John Kampen seinen Song: „Together Now! Zusammen stehen!“ vor, den er extra für diesen Tag umgeschrieben hatte.

Sylvia sprach dann zur Wichtigkeit des europäischen Aktionstages und Ingo hielt eine ausführliche Rede zur allgemeinen Situation im europäischen Transportsektor und insbesondere zur Situation in Deutschland.

Nun zeigte sich aber deutlich, wie unbequem wir für die Regierenden doch schon geworden sind. Während dieser Rede störten die Polizisten plötzlich gewollt die Veranstaltung. Sie hätten schon vor Beginn der Kundgebung über zwei Stunden Zeit gehabt, alle Missstände und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Das hat man sich aber ganz offensichtlich bewusst bis zum Beginn der Kundgebung aufgehoben. Sogar der Redner sollte von der Bühne geholt werden. Gekonnt wurde Sylvia als Mitveranstalter von der Masse isoliert und von den Beamten zur Rede gestellt. Der Ton der Beamten gegenüber den Verantwortlichen der Veranstaltung bei der Klärung der „Angelegenheit“ ließ zeitweise zu wünschen übrig. Sylvia weigerte sich aber den Redner zu unterbrechen. Das wurde dann aber doch noch kurz gemacht mit der Anweisung, die Sitzbänke wegzuräumen.

Der Umsicht von Sylvia und dem Eingreifen eines Freundes von Netzwerk IT und einer zufällig anwesenden Anwältin war es dann zu verdanken, dass die Veranstaltung doch weitergehen konnte. Schon im Vorfeld wurde unser Ansprechpartner durch die Behörde reingelegt, als man mitbekam, dass ihm die Erfahrung mit solchen Gesprächen fehlte.

Das Vorgehen der Polizei hatte uns deutlich gezeigt, wie unbequem wir für die Regierenden geworden sind. Was man nicht verhindern kann, denn Demonstrieren ist im Grundgesetz festgeschrieben, das stört man dann eben gekonnt. Das heißt: Wir sind auf dem richtigen Weg!

Die Schikanen allerdings hörten danach nicht auf. Als unser Gastredner Dr. Gysi ankam, und Sylvia nun auch die Beamten bat, die Gasse für Gysi zu räumen, reagierten sie zynisch bis sie sich dann endlich bequemten, Platz zu machen. In der Folge wurde uns dann sogar das Sammeln von Spenden verboten, mit denen wir die Veranstaltung finanzieren. Die Spendendose müsse eine Plombe haben. Eine Dose, die man zerstören muss und nicht wieder verwenden kann, wenn man das Geld entnehmen will. Sie hatte nur einen Einwurfschlitz! Hier zeigte sich allerdings die spontane Solidarität der umstehenden Kollegen. Sie drückten ohne Worte Sylvia Geld in die Hand.

Dr. Gregor Gysi machte uns in seiner Rede ein Gesprächsangebot, um eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten, wie die Probleme der Kraftfahrer an die Öffentlichkeit getragen werden, damit die Öffentlichkeit diese Probleme auch endlich wahr nimmt. Die Gewerkschaften sollten sich ebenfalls mehr um die Belange der Fahrer kümmern, die ja nicht anwesend waren.

Nach Dr. Gysi kam noch Ziya Gülmez mit einer Grußbotschaft der Ford-Arbeiter aus Köln zu Wort, eine Sprecherin einer griechischen Delegation, mit einer Grußbotschaft, Andreas Mossyrsch vom Unternehmerverband Camion Pro e.V., Frank Masteit vom Berliner Taxi Bund und Burghard Zitschke von der Taxi AG Verdi.

Nach einer weiteren musikalischen Einlage von John Kampen sprach der Moderator Sven Bargel auf der Bühne mit Sabine Zimmermann, Die Linke, Mitglied des Bundestages und Ingo Schulze als Vereinsvorsitzender der Kraftfahrer-Clubs Deutschland e.V. in Form eines Interviews über den weiteren Kampf um sozialere Verhältnisse in Europa. Am Ende sang zum Ausklang John Kampen noch einiges aus seinem großen Repertoire bis die Kundgebung ca. um 16.00 Uhr offiziell von Ingo beendet wurde.

Unser Fazit zum 3.Mai 2014:

Trotz langer Ankündigung und viel Werbung, vor allem im Internet und mit Flyern, war die Zahl der anwesenden Kraftfahrer, um die es hier eigentlich geht, immer noch sehr gering. Die Anzahl der Kundgebungsteilnehmer wurde durch die Solidarität von Menschen aus anderen Bereichen und Branchen ergänzt.

Schon beim Aufbau, aber auch während der Kundgebung kamen wir sehr viel mit Passanten ins Gespräch. Bei Vielen sind wir auch durchaus auf Interesse und vor allem auf Verständnis gestoßen. Die Verweildauer und Anteilnahme vieler Passanten sorgten so dafür, dass während der Reden zeitweise 600-800 Menschenvor der Bühne standen und bei guten Reden auch Beifall spendeten.

Wir können also mit Fug und Recht sagen, dass die Veranstaltung ein Erfolg war:

  1. Wir haben die Bevölkerung erreicht
  2. Wir haben erreicht, dass zeitgleich in sieben europäischen Ländern Aktionen stattgefunden haben
  3. Es haben sich viele Menschen aus anderen Bereichen, Branchen und Interessengruppen solidarisch angeschlossen
  4. Die Veranstaltung ist, wenn auch kurz, endlich auch durch die ARD-Abendschau aus den regionalen Medien rausgekommen
  5. Wir haben erreicht, dass die Veranstaltung und die Sorgen der Kraftfahrer durch Sabine Zimmermann endlich auch im Deutschen Bundestag angekommen sind. Es wurde auch unsere Solidarität mit den osteuropäischen Kollegen angesprochen.

Es wurden Stimmen laut, wir sollten nicht so euphorisch sein, da der Plenarsaal fast leer war. Dazu können wir nur sagen, dass das uns wieder einmal mehr zeigt, wieviel Interesse die anderen Parteien an den sozialen Missständen in Deutschland haben. Es liegt jetzt an den Wählern, ob dieses Desinteresse der „Volksvertreter“ folgen haben wird. Nachdenken sollte man auf jeden Fall, für wen man sich entscheidet. Nicht zur Wahl gehen, wäre ein großer Fehler. Denn dann wählt man erst recht die, die man eigentlich nicht mehr wollte!

Ingo rief am Schluss seiner Rede dazu auf im September gemeinsam nach Brüssel zu fahren, um dort unserern Forderungen Nachdruck zu verleihen. Im Juli kommen deshalb voraussichtlich Vertreter der Organisationen aus verschiedenen Ländern zusammen, um diese Kundgebung vorzubereiten und über weitere Maßnahmen zu beraten.

Die immer noch geringe Zahl anwesender Fahrer bei der Kundgebung zeigt uns, dass die Fahrer sich endlich organisieren müssen, wenn sie ihre Geschicke selbst in die Hände nehmen und etwas ändern wollen. Ein anderer wird es für sie nicht tun, im Gegenteil! Hierzu möchten wir noch einmal Ingo aus seiner Rede in Berlin zitieren:

„Es wird Zeit, dass wir Fahrer uns endlich organisieren und vereint auftreten, wenn es um unsere Existenz geht. Es nützt nichts, wenn wir immer neue Vereine oder andere Gruppierungen gründen. Denn so spalten wir unsere Branche immer mehr. Nutzt die vorhandenen Vereine!!!“

Zum Schluss möchten wir noch sagen, dass wir Jutta Steinruck, SPD, Mitglied im Europäischen Parlament, nur beipflichten können, wenn sie sagt, dass Fahrer nicht immer den beschimpfen sollen, der ihnen hilft und sich für sie einsetzt. Denn damit isolieren sich die Fahrer selbst immer mehr von der Gesellschaft.

Wir möchten uns auf diesem Wege noch einmal recht herzlich bei all unseren Helfern und Unterstützern bedanken, die uns finanziell und organisatorisch so hervorragend unter die Arme gegriffen haben:

  • Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt
  • Camion Pro e.V.
  • Aktionsausschuss 100% S-Bahn
  • Netzwerk IT
  • IWW Berlin
  • FAU Berlin
  • MC Kuhle Wampe
  • Bernd Kraft, Tontechnik
  • John Kampen, Musik
  • LabourNet Germany
  • Berliner Taxibund BTB
  • AG Taxi bei ver.di Berlin
  • Karsten Weber, Kilometerfresser TV

Ein besonderer Dank gilt den Fahrerkollegen aus der FB-Gruppe A.i.d.T. Germany, die uns in Berlin so toll unterstützt haben. Diese Kollegen LEBEN den Zusammenhalt. Und darum nennen wir sie mit Freude und Stolz! Ihr habt mit sehr viel Umsicht und Schulter an Schulter mit uns in Berlin gestanden:

Dirk (Doppel De), Gerhard (Schla Ppy)(Mitglied der KCD) Norm Janke, Michael Schroh, Dean Kockel, Christopher (Trucker Chris)(Mitglied der KCD), Harald von Trucker, Karsten Glaschick (Mitglied der KCD), Mike Örtel, Matthias Peper, Peter Serve (Mitglied der KCD), Alfred Donges, Norbert Putzke, Christian Petrauskas, Mona Pickering (Mitglieder der KCD) und einige andere mehr. Bitte entschuldigt, wenn wir irgend jemanden namentlich vergessen haben.

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