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IKEA feuert italienische Lagerarbeiter und erntet europaweite Proteste

erstellt von kraftfahrer — zuletzt verändert: 29.07.2014 21:35
IKEA hat in Piacenza 24 Arbeiter wegen der Beteiligung an Streiks und Blockaden entlassen. Hintergrund sind Kämpfe in der Logistikbranche in Italien, bei denen die meist migrantischen ArbeiterInnen seit 2012 wichtige Verbesserungen durchsetzen konnten. Jetzt will IKEA das Rad zurückdrehen und löst damit europaweite Solidaritätsaktionen aus.
IKEA feuert italienische Lagerarbeiter und erntet europaweite Proteste

IKEA Tempelhof

"Wenn wir Streikposten machen, dürften wir eigentlich weder Waren, noch Produktionsmittel noch Menschen blockieren. - Wir blockieren aber in der totalen Illegalität alles."

Kämpfe in der Logistik

Die (meist migrantischen) LogistikarbeiterInnen in Italien haben es in den letzten vier Jahren geschafft, durch militante Streiks ihre menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen grundlegend zu verbessern. Während sie früher regelmäßig bei der Lohnabrechnung betrogen und von den Vorarbeitern mit gewalttätiger Arroganz behandelt wurden, haben sie jetzt in vielen Unternehmen normale Bedingungen durch die Einhaltung des nationalen Tarifvertrags in den Subunternehmen für sich erkämpft. Sie haben es geschafft, sich italienweit zu organisieren und gegenseitig in ihren Kämpfen zu unterstützen, sodass auch Kämpfe in Warenhäusern gewonnen werden konnten, in denen zunächst nur ein kleiner Teil der Beleschaft in den Streik getreten war.

Ausführliche Informationen im Interview mit Aktivisten der Basisgewerkschaft SI Cobas, im Artikel von Anna Curcio in Sozialgeschichte online Arbeitskämpfe in der italienischen Logistikbranche und in der Zeitschrift Wildcat 'Revolution' in den Logistikzentren

IKEA schlägt zurück

In Piacenza befindet sich das größte europäische IKEA-Lager, dass bei der Streikwelle 2012 eine wichtige Rolle gespielt hatte. Ursprünglich waren nur 10 ArbeiterInnen am Streik beteiligt, und trotzdem konnten sie mit der Unterstützung von Lagerarbeitern aus anderen Unternehmen, der S.I.Cobas und linken AktivistInnen Verbesserungen für alle KollegInnen durchsetzen.

Dieser Erfolg gab dem Kampfzyklus in der Logistikbranche damals einen wichtigen Auftrieb. IKEA will nun, eineinhalb Jahre später, den Widerstand seiner ArbeiterInnen, aber auch die Streikwelle insgesamt brechen. Auf körperlichem und juristischen Wege versucht das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Polizei, den großen Gewerkschaften CICL und UIL Trasporti, dem Bürgermeister von Piacenza, der Präfektur und den Medien eine Trendwende durchzusetzen: in Piacenza wurden im Juni 2014 bisher 24 Arbeiter des IKEA Lagers entlassen, weil sie am 14. April eine Abteilung lahmgelegt haben. Mit dem Streik wollten sie erreichen, dass ein gewerkschaftliche aktiver Kollege, den IKEA ausgesperrt hatte, wieder zur Arbeit zugelassen wird. Die ArbeiterInnen blockierten seitdem mehrmals eines der Warenlager und wurden von der Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas attackiert.

Europaweite Solidarität

Da die ArbeiterInnen mit einem harten und langen Kampf rechnen, haben sie zu internationalen Solidaritätsaktionen aufgerufen. Am 26. Juni protestierten in Italien LagerarbeiterIinnen in 12 Städten vor Ikea Filialen. Auch in Wien gab es eine Kundgebung. In Berlin wurden die KundInnen vor IKEA Tempelhof aufgefordert, "in ihrer Ikea Filiale die Wiedereinstellung der Kollegen in Piacenza zu fordern und Ikea bis zur Wiedereinstellung zu boykottieren." Das Neue Deutschland seine LeserInnen und damit einige zehntausend potentielle IKEA-KundInnen am 25. Juli 2014 unter dem Titel Die Entlassung ist ein Akt der Repression über die Vorgänge bei IKEA in Italien informiert.

Die AktivistInnen haben angekündigt, "Wir kommen wieder" und wollen die Kampagne bis zur Wiedereinstellung aller entlassenen KollegInnen in Piacenza durch IKEA fortzusetzen.

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