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Veranstaltung zum Kampf bei BSH (Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, Berlin)

erstellt von Forum Berlin zuletzt verändert: 16.08.2008 09:53
Protokoll, Februar 2007

Veranstaltung Februar 2007/Thema BSH

Zahl der TeilnehmerInnen: 15. Zu Beginn wurde ein kurzer Filmausschnitt über den Streik bei BSH gezeigt, anschließend berichtete ein BSH Kollege über die momentane Situation im Werk. Die vereinbarten 216 "freiwilligen Kündigungen" sind bis 31.1. abgeschlossen worden; überwiegend Streikende haben gekündigt, einige gehen in die Transfergesellschaft (DGB), 13 Leute wollen noch dagegen angehen. Die Stimmung ist gedrückt, viele sagen, es lohnte sich nicht, vorher gab es mehr Geld und mehr Kollegen, viele fühlen sich von der Gewerkschaft verraten. Keiner der im Werk verbliebenen glaubt an die Vereinbarung, dass es bis 2010 keine Kündigungen mehr gibt, es gibt ein großes Misstrauen gegenüber Werksleitung und IG Metall. Letztlich war der "Abschluss" schon vorher klar, und es gab auch keine "Verhandlungen", auch wenn das in der Öffentlichkeit anders dargestellt wurde. Der Betriebsrat selber hat jetzt Probleme mit der Umsetzung des Sozialplans und wird auch von IG Metall allein gelassen. Auf Anrufe etc. wird seitens Metall nicht reagiert.

Das größte Problem ist, wie man jetzt die Kollegen mobilisiert, viele sehr Aktive sind weg. Man versucht eine Gruppe zu bilden. In der Diskussion wurde erwähnt, dass ähnliche Erfahrungen auch bei CNH liefen, dass wir es quasi dem Apparat überlassen haben und wir gucken müssen, dass wir es in Zukunft besser machen. Für den Abschluss war eigentlich seitens Siemens zu dem Zeitpunkt in einer Position der Schwäche (BenQ..) und die BSH-Kollegen die Stärkeren. Die Möglichkeiten sind letztlich nicht ausgeschöpft worden. Auch die Sache mit dem Marsch nach München, die fehlende Solidarität... wenn München gelaufen wäre, dann wäre es zum Konflikt gekommen. Das haben die Kollegen logistisch aber alleine nicht geschafft und die Metall hat stets abgewiegelt. Die Kollegen wollten während des Marsches zu VW z.B., da hieß es, ach nein, nicht zu VW, die haben gerade keine Zeit oder in Nürnberg, da ging es quer über nen Acker. Als die Kollegen vor AEG waren, kamen die AEGler raus und meinten, lasst euch bloß nicht verarschen.

Sehr positiv war die Entwicklung während des Streiks bei den Kollegen, also wie schnell das auch wuchs und organisiert wurde. Wie z.B. die Blockade des Werks organisiert wurde, wie die Streikschichtpläne organisiert wurden. Das Problem war auch, dass die Belegschaft volles Vertrauen in die Metall hatte. Das zeigt auch, welche Macht der Apparat hat. Die Publikationen des Streiks (Zeitung, Netz..) haben nicht die Kollegen abgesegnet, sondern die Metall. Positiv gesagt: die IG Metall hatte einfach mehr Erfahrung. Wichtig für die Zukunft ist auch, dass die Streikleitung im Betrieb ist, in der Hand der Kollegen. Und die Defizite, die mangelnden Strukturen müssen wir versuchen aufzubauen, also ein aktives Netzwerk, was in so einem Fall dann unterstützt. Für alle hier ist klar, das war nicht der letzte Kampf, auch nicht der letzte bei BSH: Wir müssen gucken, was können wir jetzt an Öffentlichkeitsarbeit machen und haben wir Möglichkeiten, die Kollegen zu mobilisieren und gleichzeitig die Metall unter Druck zu setzen. Also z.B. können wir gemeinsam beim 1. Mai was machen. Es wird jetzt ein Film über den Streik erstellt und eine Broschüre mit Dokumentation dazu. Wenn das raus ist, kann man die Kollegen (alle) einladen, als Anlass nutzen, um alle zusammen zu holen. Dann mit dem Film quasi den Marsch der Solidarität "nachholen", also an all die Standorte gehen, wie einst geplant und dort den Film zeigen. Der Film ist positiv auch für die entlassenen Kollegen. Eine andere Idee war, einen kleinen Flyer zu machen, zum Stand der Dinge im Werk, um daran versuchen, die Leute im Werk wieder zusammenzubringen.

Eine weitere Schwäche war auch, dass der Kampf in der Stadt hier gar nicht sichtbar war. Es ist nicht die letzte Schließung, im Gegenteil es geht munter weiter, Schering, Telekom.... Wir müssen jetzt anfangen zu organisieren und nicht erst am Ende. Es wurde ja bei BSH z.B. noch nicht einmal geschafft, andere Siemensianer zu mobilisieren in Spandau. Bis 2010 müssen wir es also spätestens geschafft haben, bei BSH Strukturen aufzubauen. Forum Betrieb, Gewerkschaft und soziale Bewegung Berlin

Den Film „ES GEHT NICHT NUR UM UNSERE HAUT“ über den Streik der Belegschaft des Bosch-Siemens-Hausgerätewerks in Berlin gegen die Schließung könnt ihr über uns forumberlin@web.de oder hier direkt bestellen: http://www.solimarsch.eu

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