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Siemens VAI: Linz gegen Erlangen und eine verunsicherte Belegschaft

by dave posted on 11.05.2006 02:00 last modified 28.08.2008 06:47 —

Nein, es handelt sich nicht um ein Vorspiel für die Fußball WM, sondern um ein heftiges Führungsgerangel im fusionierten Unternehmen Siemens und VAI mit der Folge, dass die Belegschaft mehr und mehr demotiviert wird. "Es ist wichtig, die Motivation aufrecht zu erhalten, wobei das immer schwieriger wird", sagt der Betriebsratsvorsitzende Ernst Arter.

"Siemens VAI - als zwei der erfolgreichsten Technologiepartner der Eisen-, Stahl- und Aluminiumindustrie, haben VAI und Siemens Metals ihre Stärken gebündelt und sich zusammen getan, um die mechanische und elektrische Welt noch effektiver zusammenzuführen." heißt es auf der Homepage von Siemens VAI.

Von Stärken bündeln zur Zufriedenheit des Kunden kann bei Siemens VAI keine Rede sein. Ein Kampf um Einfluss und Posten zwischen Siemens Erlangen (dort ist die industrielle Führung für die Siemens VAI), Siemens Österreich (sie ist der offizielle Eigentümer) und dem Konzernsitz Siemens München ist entbrannt. Die Linzer fürchten, dass sie von Erlangen ausgebootet werden.

Die Auseinandersetzung gipfelt im Rücktritt von VAI-Chef Gerhard Falch. Der langjährige Firmenchef Falch wird als "Mister VAI" bezeichnet, der sich voll und ganz mit seinem Unternehmen identifizierte. Falch sagt zu seinem Rücktritt lediglich: "Der Eigentümerwechsel war eine Zäsur." Offenbar sieht "Mister VAI" keine Chance mehr, einen Rest von Eigenständigkeit der Linzer Stahlwerksbauer innerhalb des Siemens-Konzerns und dessen Bereichsleitung im deutschen Erlangen zu erhalten. Falchs Nachfolger in der VAI wird Richard Pfeffer aus Erlangen. Weiteres österreichisches Führungspersonal wird bereits gegen deutsches ausgetauscht. Im Unternehmen wird erwartet, dass noch weitere Top-Manager gehen könnten, genannt wird Walzwerks-Vorstand Karl Schwaha (57). Sein Gegenspieler aus Erlangen, Sanjeev Sinha, gilt als sein Nachfolger.

Einher mit dem Gezerre in der Führungsebene geht wie bei Siemens üblich eine Umorganisation. Nach Bekanntwerden des Rücktritts von VAI-Chef Falch hat der Betriebsratsvorsitzende Ernst Artner seinen Urlaub abgebrochen. Kurz vor der Veröffentlichung der neuen Organisationsstruktur - diese ist für Montag geplant - will er retten, was noch zu retten ist. "Uns wurde große Eigenständigkeit versprochen. Jetzt geht es darum, dass es keinen Ettikettenschwindel gibt", sagt Artner.

Viele befürchten, dass die Zusage, Siemens VAI in Linz werde das Metallurgie-Zentrum des Konzerns, nur zur Beruhigung der Kritiker des VA Tech-Verkaufs dient. "Die Musik spiele in Erlangen", heißt es. Siemens-Chefin Brigitte Ederer räumt ein, dass die Sparte industriell von Erlangen aus geführt werde und nicht von Wien oder Linz. Der Standort Linz spiele aber eine wichtige Rolle als Kompetenzzentrum.

Die VAI-Belegschaft ist stark verunsichert. Der Rücktritt von Falch hat diese Verunsicherung verstärkt. Im Betrieb wird gesagt: "Es ist wie bei einem Tischtuch, an dem von drei Seiten gezerrt wird. Dass das am Ende kaputt ist, sehen die Handelnden nicht".

"Artikel:OÖNachrichten ":http://www.nachrichten.at/wirtschaft/444376?PHPSESSID=2a908ebb95307fb3505d128fc9b3a1aa

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