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Marsch für die Zukunft der Siemens PSE!

by Galadriel posted on 14.11.2008 01:05 last modified 09.03.2009 12:13

Am 6.11.2008 gingen in Wien rund 2000 KollegInnen der SW-Entwicklungsabteilung von Siemens in Österreich (SIS PSE) mit ihren Angehörigen auf die Straße. Damit sollte für ein einheitliches Zukunftskonzept der SIS PSE und gegen eine befürchtete Zerlegung mit einhergehendem Personalabbau demonstriert werden. Obwohl Siemens solche Befürchtungen in den Medien zu zerstreuen versucht, wird hinter den Kulissen bereits an Versetzungs- und Kündigungslisten gearbeitet. Betriebsrat und Gewerkschaft kritisieren dies heftig. Die Demonstration in Form einer „sich bewegenden Betriebsversammlung“ musste ihre Kundgebung vor dem Werkstor abhalten, weil die österreichische Vorstandsvorsitzende Brigitte Ederer den Zugang zum Werksgelände versperren ließ. Wir berichten über Ablauf und Hintergründe dieser Aktion.

Langer Demonstrationszug

Die KollegInnen - aus ganz Österreich mit Bussen angereist - trafen sich um 14 Uhr auf dem Franz-Jonas-Platz in Wien-Floridsdorf. Von dort aus bewegte sich der eindrucksvolle, einige hundert Meter lange Demonstrationszug unter Polizeischutz über die Route Schloßhofer Straße, Brünner Straße in die

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Angerer Straße, von da weiter in die

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Leopoldauer Straße und schließlich in die

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Heinrich von Buol-Gasse. Hier stießen rund 300 weitere KollegInnen und Angehörige vom angrenzenden Standort Siemensstraße dazu.

Keine Zukunft für die PSE-EntwicklerInnen ...

Auf zahlreichen Tafeln erinnerten die SIS PSE-KollegInnen die heutigen Vorstände von Siemens daran, was der seinerzeitige Unternehmensgründer Werner von Siemens im Jahre 1884 an seinen Bruder Carl schrieb:

Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.

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Heute scheint das Unternehmen von diesem Grundsatz seines Gründers entfernter denn je zu sein. Denn die Firmenphilosophie des Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher, sich nur auf die aktuell profitablen Kerngeschäfte ("group activities") Industrie, Energie und Gesundheit mit Margenzielen in zweistelliger Prozent-Höhe zu konzentrieren, erlaubt offenbar keine Nebengeschäfte ("non-group-activities") mehr mit derzeit geringeren Margen. So arbeiten etwa noch die Hälfte der SIS PSE-KollegInnen eher schrumpfende und margenschwache Aufträge der Telekommunikationsbranche ab, die einmal die Haupteinnahmequelle von Siemens war. Auch viele andere KollegInnen, die wie die PSE zur Dachorganisation Siemens IT Solutions and Services (SIS) gehören, arbeiten für Branchen, die nicht mehr zum Fokus von Siemens gehören (z.B. deutsche Bundeswehr oder Medien). Wohl deswegen hat die Firmenleitung in einem Eckpunktepapier vom 21.07.2008 zur Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen den Geschäftszweck gleich der ganzen SIS auf den Prüfstand gestellt:

Firmenleitung, Gesamtbetriebsrat und IG Metall sind der Auffassung, dass der Geschäftszweck der SIS einer grundlegenden Überprüfung unterzogen werden muss.

Im Klartext heißt dies, dass der zukünftige Geschäftszweck der SIS darin bestehen soll, nur noch für Siemens-externe Kunden zu arbeiten. So steht es jedenfalls in einem Brief von SIS CEO Christoph Kollatz an sein Management-Team, in dem er auch schon erläutert, wie die SIS dementsprechend zerlegt werden soll:

Resources working for Siemens Sectors will be transfered to the to be implemented Siemens Software House and resources working for external customers will remain at SIS.

Mit anderen Worten: Der Teil der SIS, welcher für das interne Siemens-Kerngeschäft arbeitet, soll abgetrennt und in die Wertschöpfungskette des Kerngeschäfts integriert werden. Der restliche Teil der SIS - zum Beispiel bei der PSE - wird dann hauptsächlich vom schrumpfenden Siemens-externen Telekommunikationsgeschäft abhängig sein, keine profitablen Kerngeschäftsaufträge mehr bekommen und daher laut Betriebsrat "ausbluten".

Nach wie vor wird auch über den Verkauf dieses Siemens-externen IT Geschäfts spekuliert, obwohl Kollatz in seinem Brief dem vehement widerspricht:

And to make this point cristal clear: SIS is not up for sale and there is no intention at all regarding any kind of asset stripping.

Das heißt, weder ein Verkauf noch irgendeine Aufgaben-Reduktion der SIS seien beabsichtigt.

Darüberhinaus ließ Kollatz in einer mail vom 8.7.2008 seine 43.000 SIS-MitarbeiterInnen in der Welt wissen, dass bei seiner Organisation 650 Stellen innerhalb und 400 Stellen außerhalb Deutschlands eingespart werden sollen:

Aus diesen Gründen sollen rund 550 Stellen bei SIS entfallen – davon 300 in Deutschland. … Zusammen mit Maßnahmen, die durch eine veränderte Nachfrage bei der Software-Entwicklung notwendig werden, führt dies bei SIS zu einem zusätzlichen Anpassungsbedarf von rund 500 Stellen, davon 350 in Deutschland.

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... trotz voller Kassen?

Auf der anderen Seite scheint Siemens im Geld zu schwimmen. Denn auf der Siemens Business Conference im Oktober 2008 ließ Vorstandsvorsitzender Peter Löscher seine 430.000 MitarbeiterInnen über das Siemens TV des Firmen-Intranets folgendes wissen:

Wir haben 15 Milliarden in cash oder cash equivalence und die werden wir als strategischen Vorteil für uns nutzen auch für Aquisitionsmöglichkeiten.

Und in einer MitarbeiterInnen-mail vom 13.11.2008 berichtet er von einem Ergebnis der Kerngeschäftsbereiche von 6,5 Milliarden Euro auf dem Rekordniveau des Vorjahres.

Siemens-Geschäftsführer von Siemens Financial Services Dominik Asam bringt es auf der Siemens Business Conference 2008 wie folgt auf den Punkt:

Wir haben die Kassen voll, wir haben uns auch gut mit Geld angereichert und sind sehr liquide.

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Zusammenfassend scheint Siemens für augenblicklichen Gewinn im Kerngeschäft den Großteil seines früher sehr profitablen SW-Know Hows in der österreichischen SIS PSE veräußern zu wollen statt es anderswo im Konzern wieder zukunftsträchtig und profitabel einzusetzen.

„Checkpoint Siemens“: PSE-KollegInnen mussten leider draußen bleiben!

Entsprechend außen vor fühlten sich die KollegInnen auch, als sie am Werkstor angekommen „vor verschlossenen Türen“ standen. Denn laut Standard hatte Siemens-Chefin Brigitte Ederer „Proteste auf dem Firmengelände untersagt“.

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Dass uns Siemens den Zutritt zum Firmengelände untersagte, ist (zwar) bedauerlich, störte aber die Hauptversammlung nicht wesentlich

schreibt der Betriebsrat in einem Bericht an die KollegInnen, die an der Aktion nicht teilnehmen konnten. Und fährt fort:

Gerade die festungsähnlich verbarrikadierte Einfahrt der Heinrich von Buol-Gasse - Tretgitter, Security vor und hinter dem Schranken und eine zweite Security-Linie einige hundert Meter im Siemensgelände - hat viele KollegInnen erschüttert. Manche standen kopfschüttelnd davor und fragten sich, vor welchem „Angriff“ man sich hier schützen wollte. Statt auf einer Bühne, die man in der kurzen Zeit außerhalb des Firmengeländes nicht aufbauen konnte, standen die RednerInnen auf der Ladefläche eines Pritschenwagens, der quer vor der Einfahrt geparkt war. Die Mikrofone wurden von einem mobilen Generator gespeist.

Auf diese Weise blockierten die PSE-KollegInnen der improvisierten Kundgebung vor dem Werkstor alle Ein- und Ausfahrten von Siemens -Kunden und –Lieferanten. Sie konnten, da außerhalb des Werksgeländes, von den anwesenden Journalisten auch ausführlich interviewt und gefilmt werden.

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Forderungen der PSE-KollegInnen

In den Reden wurden zum wiederholten Male die Forderungen der von den PSE-KollegInnen bereits in früheren Betriebsversammlungen beschlossenen Resolution vorgetragen. Dort verlangen die KollegInnen von den Siemens-Vorständen

  • ein klares Bekenntnis zur PSE in Österreich abzugeben
  • rasch eine neue Struktur für die PSE festzulegen, die die interne Organisation ebenso umfasst wie die Einbettung in den Siemens-Konzern
  • alle Maßnahmen zu ergreifen, die zur nachhaltigen Sicherung des Geschäfts beitragen
  • konkrete Schritte zu unternehmen, die Einheit, Stärke und Größe der PSE abzusichern
  • die Interessen der Beschäftigten der SIS PSE mit mehr Nachdruck zu vertreten, als dies derzeit der Fall ist.

Siemens: Job-Abbaupläne derzeit kein Thema

Siemens versuchte allerdings schon wenige Tage zuvor mit Beschwichtigungen und Dementis im österreichischen Standard vom 2.11.2008 bzw. in emails an die Leiharbeitskräfte in der PSE, den KollegInnen den Wind aus den Segeln zu nehmen und sie vom Besuch der Betriebsversammlung abzuhalten:

Und: dass es bereits eine Kündigungsliste mit 500 Namen gebe. Das bestreitet man bei Siemens. Umstrukturierungen, Redimensionierung der PSE, Kündigungen oder eine Zerschlagung seien derzeit kein Thema, so Sprecher Harald Stockbauer.

Auch in der Konzernzentrale in München stelle man laut Standard vom 6.11.2008 die Job-Abbaupläne in Abrede.

BR-Vorsitzender Samadani: Liste mit 500 Namen bekommen

Das stieß jedoch beim Wiener PSE-Betriebsratsvorsitzenden Ataollah Samadani auf heftigen Widerspruch:

Wenn es heißt, es wird keine Kündigungen geben, es wird keinen Personalabbau geben und ich bekomme eine Liste mit 500, mit 475 Namen und noch dazu die Leihkräfte, dann stimmt etwas nicht in diesem Hause.

Und weiter ...

Wir machen uns Sorgen um unsere Existenz, wir machen uns Sorgen um unsere Familie, wir machen uns Sorgen um die Existenz unserer Kinder und wenn es sein muss, gehen wir diesen Weg (des Widerstands) bis zum Schluss.

Zerlegung der PSE hinter den Kulissen

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Der Betriebsratsvorsitzende der PSE Graz, Harald Antal, führte in seiner Rede vor den PSE-KollegInnen aus, was seines Wissens bereits hinter den Kulissen geplant und umgesetzt wird, um die PSE zu zerlegen: 475 KollegInnen sollen „abgebaut“ werden. Von den Verbleibenden wolle man eine große Anzahl weg von der SIS PSE zur SIS PRO und in eine Abteilung CT (Corporate Technology), die von den Kerngeschäftsbereichen Industrie, Energie und Medizin beauftragt wird, versetzen. Das seien in Summe weitere rund 600 KollegInnen, ohne dass diese dabei irgendeine Absicherung ihres Arbeitsplatzes hätten (laut Wirtschaftswoche befindet sich CT derzeit "mitten in der Auflösung", wie gut informierte Unternehmenskreise berichten). Ziehe man die Abbau- und Versetzungszahlen von den derzeit noch vorhandenen 2.400 Arbeitsplätzen ab, so blieben laut Antal nicht einmal mehr 1.400 KollegInnen übrig.

Was geschieht mit diesen KollegInnen, die größtenteils für NSN (Telekommunikationsbranche) arbeiten?

fragte Antal.

Und der BR-Vorsitzende der PSE-Wien antwortete:

Jede Zerlegung der PSE zerstört sie und vernichtet viele, vielleicht sogar die Mehrzahl der Arbeitsplätze. Eine PSE, zerlegt in viele Einzelteile, wird nicht funktionieren. Es sind 5000 Menschen (inklusive der PSE-Töchter in Osteuropa), die miteinander vernetzt sind.

Samadani: Was man der PSE antun will, ist Unrecht!

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Weiter führte Samadani aus, worin das Unrecht in der Behandlung der PSE durch das Siemens-Management besteht:

Was man der PSE antun will, ist Unrecht. Es ist Unrecht, von internen Aufträgen abgeschnitten zu werden, um die PSE auszuhungern. Es ist Unrecht, MitarbeiterInnen abzubauen, die 45 Jahre zum Gewinn von Siemens beigetragen haben, ohne ein klares Konzept für die Zukunft zu haben. Es ist Unrecht, dass wir nicht informiert sind und dass mit dem Betriebsrat nicht offen geredet wird. Sie suchen verzweifelt nach einem Käufer und finden keinen. Es ist Unrecht, die Fehler des Managements jetzt die MitarbeiterInnen ausbaden zu lassen. Viele Verantwortliche bleiben untätig und warten auf die Entscheidungen in Deutschland. Es ist Unrecht, dass wir keinen Vertrieb haben dürfen, während den Siemens-Sektoren der Aufbau eigener Software-Entwicklungsabteilung gestattet wird. Niemand von uns behauptet dass es keine Krise gibt. Wer ist denn Schuld daran: Hat ein PSEler gesagt, er will nicht arbeiten. Es sind diejenigen Schuld, die zerlegen. Man kann die Krise bewältigen, wenn man uns arbeiten lässt.

Unterstützung der Gewerkschaft (GPA-djp)

Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA-djp, protestierte in seiner Rede ebenfalls gegen die drohende Zerschlagung der PSE in Österreich. Er sicherte den anwesenden PSE-KollegInnen die weitere Unterstützung der GPA-djp zu:

Das Schicksal der Beschäftigten und ihrer Familien darf Konzernchef Peter Löscher nicht egal sein.

Unterstützung von Österreich Vorstand und Zentralbetriebsrat?

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In großem Maße erwarteten sich die RednerInnen und ZuhörerInnen der Kundgebung auch mehr Unterstützung vom Siemens Österreich Vorstand in Person der Vorsitzenden Brigitte Ederer. Denn sie ließ vor nicht allzu langer Zeit an ihre MitarbeiterInnen kostenlose T-Shirts mit der Aufschrift „Ich bin Zukunft“ verteilen. Auf die Frage des Betriebsrats nach der Zukunft der PSE-KollegInnen wolle/dürfe sie aber laut Betriebsrat aus Compliance-Gründen bis zum 24.11.2008 keine Antwort geben.

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Aber auch vom Zentralbetriebsratsvorsitzenden Fritz Hagl, der weder mündlich noch schriftlich den besorgten PSE-KollegInnen seine Solidarität bekundete, wünschten sich viele mehr Unterstützung wie zum Beispiel folgender Leserbriefschreiber im Standard vom 6.11.08:

crusher69at 06.11.2008 19:53 … was heute ein bereichsbetriebsrat zu stande gebracht hat, hätte der zentralbetriebsrat für die ganze firma tun müssen, denn es betrifft alle, nicht nur die pse. … vielleicht sollte man den zbr vorsitzenden mal fragen, warum er das nicht für alle organisiert hat u. dann plötzlich 10.000 auf der straße gewesen wären. …

Nächste Schritte: ... dann fahren wir nach München!

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Wenn es zu weit ist bis München, wenn sie uns nicht hören, dann sollten wir zumindest so laut pfeifen, dass man uns im sechsten Stock des Bau 33 hört.

appellierte PSE-Wien BR-Vorsitzender Samadani an die KollegInnen, die daraufhin ein schrilles Trillerpfeifkonzert in Richtung Residenz von Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer auf dem Wiener Siemensgelände anstimmten.

Wenn aber unsere Stimme und unsere Argumente für die Zukunft der PSE weiterhin nicht bis zu den Verantwortlichen in München dringen oder dorthin transportiert werden, dann werden wir das selber in die Hand nehmen.

führte Samadani weiter aus.

Betriebsratskollege Dr. Michael Müller verlas anschließend im Namen des Betriebsrats einen Offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG, Herrn Peter Löscher. Mit großer Zustimmung der anwesenden PSE-KollegInnen wurde beschlossen, diesen Brief an ihn nach München zu schicken. Inzwischen antwortete Löscher mit einem Brief, in dem er auf die „intensiven Gespräche (der Frau Ederer) mit dem Betriebsrat“ verweist. Der PSE-Betriebsrat kann allerdings Gespräche solcher Art bis heute nicht erkennen.

Und wenn sich weiterhin nichts bewegt, dann fahren wir nach München und tragen am Wittelsbacher Platz unsere Argumente vor – … laut und unüberhörbar, …!

schreibt der Betriebsrat in einer Aussendung an alle PSE-KollegInnen vom 7.11.2008.

Artikel und Video vom ORF über die Aktion der PSE-KollegInnen

Und hier geht's zum Diskussionsforum von NetLeiwand: Was ist Eure Meinung dazu?

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(16) Kommentare

Anonymer Benutzer 18.11.2008 20:55
Und wieder einmal hat der Betriebsrat einen Rückzieher gemacht. Obwohl die Fahrt nach München bereits in diversen Medien angekündigt wurde, findet diese nun doch nicht statt. Mit bereits bewährter Taktik hat die Firma (bzw. das Management) kurz vor dem Eklat (sozusagen in allerletzter Sekunde) Gesprächsbereitschaft signalisiert und der Betriebsrat bläst alle Aktionen ab.

Das erste Gespräch über die Zukunft der PSE soll am 25.11. stattfinden, obwohl es da wahrscheinlich schon zu spät ist. Am 27.11. werden die Personalabbaugespräche fortgesetzt (siehe http://www.vienna.at/[…]/news-20081118-04430500).

Diese altbewährte Taktik hat ja schon öfters funktioniert (z.B. bei iSEC) und sie funktioniert offensichtlich auch dieses Mal wieder.
Somit können wir davon ausgehen, dass die Firma ihre ursprünglichen Vorstellungen durchsetzen kann und wird. Natürlich wird der Belegschaft das Ganze so präsentiert, dass man es als Erfolg verkaufen kann.

DAS SCHICKSAL DER PSE IST BESIEGELT!
Anonymer Benutzer 15.12.2008 22:31
Aus meiner Sicht hat der Betriebsrat hier keinesfalls versagt sondern verantwortungsvoll gehandelt: Begründung siehe meinen Kommentar zum Thema "PSE Betriebsrat will nicht den CEO besuchen" an anderer Stelle: http://www.netzwerkit.de/[…]/news20081117-001#1229376285
Anonymer Benutzer 24.11.2008 19:47
Wie in der heutigen BR-Mitteilung zu lesen ist, rückt die Firma keinen Millimeter von ihrem Vorgehen ab. Es gibt bereits die ersten Medienberichte zu diesem Thema (z.B. http://de.reuters.com/[…]/idDELO70264220081124).
Offensichtlich hat das mittlerweile auch der PSE Betriebsrat erkannt.

Die Protestfahrt nach München abzusagen, war eine Fehlentscheidung. Da nützt es auch nichts, wenn jetzt der BR-Vorsitzende einen Artikel im Standard abdrucken lässt.

Eine Betriebsversammlung, die eventuell morgen geplant ist, hilft uns in dieser Form auch nicht weiter. Sollte diese tatsächlich morgen stattfinden, empfiehlt es sich NICHT daran teilzunehmen.

Ich finde diese ganze Aktion und im speziellen die unprofessionellen (Re-)Aktionen des Betriebsrats "net leiwand".
Anonymer Benutzer 10.12.2008 12:39
na geh...

also die aufforderung nicht zur betriebsversammlung zu gehen find ich schon ziemlich krass... wem nützt es denn wenn die möglichst klein ist?

auch wenn mensch sich anderer, radikalere oder härtere vorgehensweise des br wünscht machts in jedem fall keinen sinn die bestehenden aktionen zu untergraben. zumindest nicht für die belegschaft...

wollte noch anmerken daß unter dem artikel über löschers vergangenheit das flugblatt das auf der mobilen betriebsversammlung verteilt wurde gepostet ist.

http://www.netzwerkit.de/pr[…]derungen-des-finanzkapitals

auf eine zukunft jenseits von managerwillkür
Anonymer Benutzer 10.12.2008 14:24
Wie war das nochmal vor 2 Jahren im Austria Center?
Das Hauptziel war: "Die Filetierung der PSE zu verhindern". Die Belegschaft ist voll hinter dieser Forderung gestanden und der Betriebsrat hat bei der zweiten Versammlung den Schwanz eingezogen. Das finde ich ziemlich KRASS!
Mittlerweile ist SEN und somit auch iSEC an "The Gores Group" (zu 51%) verkauft.

Seit dem 6.11.2008 sind zwar jede Menge Termine verstrichen. Bis jetzt gibt es absolut keine Anzeichen, dass die Firma von ihren ursprünglichen Forderungen abweicht. Das Ganze läuft genau so ab, wie vor 2 Jahren mit der PSE-Entersprise (bzw. iSEC). Nur mit dem Unterschied, dass es dieses Mal nicht "nur" 200 PSEler betrifft, sondern die komplette PSE.
Offensichtlich funktionieren diese Firmen-Strategien und -Vorgehensweisen nach wie vor bestens. Wozu sollte sich die Firma neue Strategien überlegen, wenn die alten (die vor 2 Jahren) auch heute noch dieselben Reaktionen auf der Gegenseite auslösen?

Wie man in der letzten "Triebfeder" lesen kann, dürfte es auch innerhalb des Betriebsrates unterschiedliche Meinungen geben. Vielleicht ist nun doch der eine oder andere aufgewacht und es gibt doch noch Hoffnung für die Zukunft der PSE.
Ein paar Highlights:
- Bei der PSE in Österreich wurden seit 2000 über 1000 MA abgebaut.
(Wenn das so weiter geht kann man sich ausrechnen, wie lange es noch die PSE bzw. deren Nachfolgeorganisationen geben wird.)
- Wir brauchen dringend neue Aufträge
(Interessanterweise wird dieses Thema in den letzten BR-Mails mit keinem Wort mehr erwähnt, obwohl vorher lange Zeit vom "Aushungern der PSE" die Rede war.)
Anonymer Benutzer 15.12.2008 22:54
Du bist offensichtlich nicht "naiv". Daher frage ich Dich, was Du (auch angesichts der Erfahrungen von iSEC) vom Betriebsrat erwartest? Es mag sein, dass die Firma schon alles beschlossen hat. Die Frage ist doch, was sollte Deiner Meinung nach Wirksames gegen den Aderlass und die Aushungerung der PSE konkret getan werden.

Der Betriebsrat hat inzwischen 3 Aktionen organisiert: Lokale Betriebsversammlungen, den "Marsch für die Zukunft der Siemens PSE" am 6. November mit ca. 2000 Leuten und die Betriebsversammlung am 25. November mit ca. 1000 Leuten. Diese haben immerhin bewirkt, dass die bisher tatsächlich noch nicht zerlegt wurde, obwohl das am 24. November 2008 im Wirtschaftsausschuss verkündet und am 9. Dezember im österreichischen Aufsichtsrat hätte beschlossen werden sollen.

Dass wir dringend Aufträge brauchen, muss meiner Meinung nach nicht in jeder BR-mail wiederholt werden. Und dadurch, dass diese Forderung in der "Triebfeder" steht, ist sie noch lange nicht erfüllt.

Ich kann daher nicht nachvollziehen, warum die "Highlights" ("Bei der PSE in Österreich wurden seit 2000 über 1000 MA abgebaut" und "Wir brauchen dringend neue Aufträge"), die Du in der "Triebfeder" liest, Dir Hoffnung machen für die Zukunft der PSE. Das sind reine Zustandbeschreibungen, die keinerlei Vorschläge für wirksame Aktionen enthalten. Rechthaben, dass alles den Bach heruntergeht, ist einfach. Hoffnung machen, dass wir durch gemeinsame Aktionen etwas bewirken können, ist dagegen schwieriger aber meiner Ansicht nach, das Gebot der Stunde. Sonst werden wir Opfer einer Selbsterfüllenden Prophezeiung.
Anonymer Benutzer 02.02.2009 19:55
Es geht nicht darum, ob ich naiv bin. Hier geht es um den PSE-Betriebsrat, der die Interessen der PSEler vertreten sollte.
Abgesehen von Emails, die im Abstand von einigen Tagen verschickt werden, sieht und hört man so gut wie nichts. Obwohl diese Emails das sehr konstruktive Gesprächsklima loben, ist absolut kein Fortschritt erkennbar.
Die Aufteilung der PSE scheint wohl bereits beschlossen und der PSE-Betriebsrat nimmt das regungslos hin. Was ist mit all den angekündigten Protest- und Kampfmassnahmen?

Einige Mitglieder des PSE-Betriebsrats glauben sogar, dass der PSE-Betriebsrat die Kollegen, die zur CT wechseln, weiterhin vertreten wird. Bei allem nötigen Respekt: Das wird's nicht spielen!
Anonymer Benutzer 03.02.2009 23:12
Ich teile Deinen Eindruck, dass "kein Fortschritt" erkennbar ist: Weder in der Frage der vom Betriebsrat angestrebten, einheitlichen organisatorischen Zukunft der SIS PSE noch in der Verbesserung der Auftragslage.
Im Gegenteil: Hinter den Kulissen wird ohne Einbindung des BR die endgültige Zerschlagung der PSE vorbereitet und die Aufträge sowohl von NSN als auch den Siemens-Sektoren brechen in ungebremster Geschwindigkeit weg.

Der Betriebsrat wird offensichtlich mit Informationen über die genauen Planungen hintangehalten. Laut Gesetz "ist der Betriebsinhaber (aber) verpflichtet, den Betriebsrat von geplanten Betriebsänderungen ehestmöglich, jedenfalls aber so rechtzeitig vor der Betriebsänderung in Kenntnis zu setzen, daß eine Beratung über deren Gestaltung noch durchgeführt werden kann."

Ich denke auch, dass die Zeit allmählich knapp wird, der Firma noch rechtzeitig die Zähne zu zeigen, damit sie von ihren möglichen Zerschlagungsplänen zum 1. April 2009 ablässt. Aber solange sie dem Betriebsrat keinerlei konkrete Planungen übergibt und außer Informationsveranstaltungen für Führungskräfte keine Umsetzungsmaßnahmen (z.B. Versetzungen) durchführt, scheint es dem BR schwerzufallen, zu weiteren Aktionen aufzurufen.

Was die weitere Vertretung der CT-KollegInnen betrifft, plant der Betriebsrat nach meinen Informationen eine Befragung der KollegInnen, ob sie weiterhin vom jetzigen Betriebsrat vertreten werden wollen. Doch auch hier stimme ich Dir zu, dass entsprechende Aktionen notwendig sein werden, um die weitere Vertretung der CT-KollegInnen auch durchzusetzen, falls sich die KollegInnen bei der Befragung tatsächlich mehrheitlich dafür aussprechen sollten.

Was die Vertretung der CT-KollegInnen betrifft
Anonymer Benutzer 03.05.2009 15:58
Wie heißt's so schön: "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung."
Das funktioniert nur dann, wenn den Worten auch Taten folgen. Es ist höchste Zeit, dass der Betriebsrat endlich seinen Hintern bewegt.

Wenn wir darauf warten, bis die Firma den Betriebsrat offiziell informiert, ist es zu spät. Es ist den letzten Jahren genug Negatives passiert. Es ist höchste Zeit für weitere Aktionen!

P.S. Der letzte Satz wurde wohl abgeschnitten.
Anonymer Benutzer 03.05.2009 17:12
Welcher Aktionen zum Beispiel?
Anonymer Benutzer 18.12.2008 19:54
Siemens Österreich möchte bis Ende März 2009 1000 Mitarbeiter abbauen, davon 470 in der PSE (http://diepresse.com/[…]/index.do)

Wir werden nun sehen, ob der PSE-Betriebsrat dieses Mal bereit ist, alle legal zur Verfügung stehenden Mitteln auszuschöpfen. Eine (Un-)Beruhigungsmail, in der der PSE-Betriebsrat von nur ca. 150 Freiwilligen ausgeht, wird nicht ausreichen.
Kniesel 13.05.2009 20:37
Nun ja, die ca. 150 (mehr oder weniger) Freiwilligen bis Ende März haben aber gestimmt.
Soweit ich weiß sind es ca. 165 und ich bin einer davon.
Anonymer Benutzer 16.05.2009 12:13
... uns wie geht's Dir damit, dass Du einer von den 165 bist?
Kniesel 16.05.2009 23:19
Tja, ist ein zwiespältiges Gefühl.Einerseits bin ich froh darüber, das ich die Entscheidung getroffen habe. Ich habe für die NSN Produktentwicklung gearbeitet und da gibt es seit mehr als 2 Jahren ja nur mehr eine ständige Kürzung des Auftragsvolumens und man wird ständig damit konfrontiert das wir als Österreicher primär einmal zu teuer sind.Andererseits ist natürlich die Frage welche Zukunft ich als über 50 jähriger am Arbeitsmmarkt habe. Auch die Arbeitstiftung wird keine Wunder wirken. Aber ich muss mich erst noch orientieren, vielleicht versuche ich einen Neustart außerhalb der IT-Branche.
Anonymer Benutzer 13.06.2009 11:19
Lt. letzten Informationen sind es 221.
Wenn man die nun geplanten 632 bei SIS SDE und 200 bei VAI Linz dazuzählt, dann wird Siemens in diesem Jahr über 1000 MitarbeiterInnen in Österreich abbauen.