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Wer im Glashaus sitzt ...

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 11.03.2010 01:48
Einen neuen Versuch der Schuldzuweisung für die Probleme bei der Berliner S-Bahn unternahm nun der Betriebsratsvorsitzende der S-Bahn in einem Interview mit der Tageszeitung "jungeWelt". Darin beschuldigte er, scheinbar im Auftrage der Manager des DB-Konzerns, das Eisenbahnbundesamt (EBA), dass dieses, als die letzte Kontrollinstitution für die Sicherheit bei der Bahn, pauschal seine Kolleginnen und Kollegen der S-Bahn der Schlamperei bezichtigen würde. Tatsächlich beziehen sich die Aussagen des EBA auf die unhaltbaren Zustände bei der Berliner S-Bahn, die durch skrupellose Manager produziert wurden und gegenüber uns Beschäftigten weiterhin produziert werden.

Klar ist, dass das EBA vom Gesetzgeber nicht dafür geschaffen wurde, um den Eisenbahnverkehrs- und Infrastrukturunternehmen ständig auf die Finger zu schauen, sondern die Behörde soll im Fall der Nichteinhaltung von Sicherheitsstandards einschreiten. Dabei bleibt auch ein Betriebsrat den Beweis schuldig, wie und was er getan hat, als die sicherheitsgefährdenden Entwicklungen bei der Berliner S-Bahn für ihn sichtbar wurden. Und wenn wir Beschäftigten der S-Bahn erst aus den Medien erfahren was und wie bei der S-Bahn alles schief gelaufen ist, bleibt die Frage offen, welcher Fürsorgepflicht der Betriebsrat in den letzten Jahren gegenüber den Beschäftigten nachgekommen ist. Wenn sichtbare Probleme nur gegenüber den Managern dargestellt werden, braucht man sich nicht wundern, wenn diese alles daran setzen, um diese Problem zu vertuschen und ihre Ziele ungestört zu erreichen. Da es wir Fahrgäste und Beschäftigte sind die unter den unhaltbaren Zuständen bei der S-Bahn zu leiden haben, bekommt nun der Angriff des Sprechers des Betriebsrates auf das EBA einen faden Beigeschmack. Die Beihilfe zum gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr gilt übrigens auch für einen Betriebsrat, wenn er von der Tateinheit gewusst hat, diese aber nicht verhindert hat. Die Mitarbeiter, die Öffentlichkeit und damit auch das EBA hätten sich über Informationen über die Zustände bei der S-Bahn bedankt und werden sich für die Selbstbezichtigung der Mitwisserschaft durch den Betriebsrat erst recht bedanken.

Seit der letzten zwingenden Stilllegungsanordnung des EBA für Fahrzeugbaureihe 485 bei der Berliner S-Bahn am 26.02.2010, gab es keine öffentlichen Reaktionen auf deren Ursache von den Managern und Co-Managern bei der S-Bahn. Bis heute sind die Umstände, die zu einer weiteren Stilllegung bei der S-Bahn führten, ein internes und öffentliches Geheimnis. Wohl auch, weil sich die neuste Stilllegung unter dem Handeln bzw. dem nicht Handeln der “neuen“ Geschäftsführung passiert ist. Es ist nun der Betriebsratsvorsitzende der gegen die Aufsichtsbehörde der Bahnen schießt, die letztendlich aufgrund der fehlenden Sicherheit bei der Berliner S-Bahn regieren musste. Dabei spielt sich der oberste Co-Manager der S-Bahn als "5." Geschäftsführer auf, um den eigentlichen Wortlaut der amtierenden 4 Geschäftsführer an die Öffentlichkeit zu tragen. Dieser Umstand ist der eigentliche Skandal, der uns Mitarbeitern der S-Bahn ganz offen vor Augen gehalten wird. Dass auch durch die “neue“ Geschäftsführung der Kurs zu alten Verhältnissen gefahren wird ist dabei nicht die Frage, sondern der Umstand, dass es auch jetzt wieder mit Unterstützung des Betriebsrates passiert. Das EBA ist und bleibt derzeitig die einzige Unterstützung von uns Beschäftigten und Fahrgästen, da es, auch wenn es weiterhin eine Behörde im staatlichem Auftrag ist, hauptsächlich die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Bahn in ihrem Fokus behält.

Dass es einer unserer Kollegen war, der das EBA über die neusten und anhaltenden Missstände bei der Berliner S-Bahn informierte, zeigt welches Vertrauen durch uns Mitarbeiter in die neue Geschäftsführung mit ihren alt bekannten Zielen schenkt. Selbst mit dem für Mai geplante Betriebsfest der Geschäftsführung für die Mitarbeiter, wird sich das Vorgehen und die Zielsetzung der Unternehmensmanager nicht ändern, sondern aller höchstens weiter verschleiert. Denn der Alltag bei der Berliner S-Bahn kann, selbst wenn eines Tages alle Züge wieder fahren sollten, solange nicht Einzug halten, wie bei uns Beschäftigten an der Daumenschraube gedreht wird. Die ab 03.05. einzuführenden neuen Schichtpläne für das Fahrpersonal der S-Bahn werden aus den Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass auch diese keine Errungenschaften für uns Beschäftigten bringen werden. Wenn uns mit den neuen Plänen z.B. ein Wochenende vor dem Urlaub zugesichert wird, wird es uns jedoch gleichzeitig ein bisher freies Wochenende an andere Stelle kosten. Es wäre auch schon verwunderlich, wenn der Arbeitgeber in diesen Tagen den Beschäftigten auch nur ein Gramm der Arbeitserleichterung schenken würde. Was mit dem Desaster bei der Optimierung der Fahrzeuge zum Stillstand der S-Bahn führte, wird nun bei der Optimierung von uns Beschäftigten seine Fortsetzung finden. Mit einem Unterschied, wir Beschäftigten haben kein Eisenbahnbundesamt, welches unsere Sicherheit und unsere Arbeitsbedingungen überwacht. Das müssen wir schon schön selber tun, sonst tut es keiner für uns. Die Vorgaben für die Gestaltung unserer Schichtpläne sind wie die Schichtpläne selber immer wieder nur das Ergebnis von Zugeständnissen unserer Interessenvertreter. Und wenn wir einmal die Wahl zwischen Plan A oder B haben, bleibt es doch nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Einen eigenen Plan C haben wir wohl möglich längst in der eigenen Schublade. Aber diesen will keiner sehen, denn ansonsten würden die “Interessenverdreher“ vielleicht noch ihren Bürojob und wir unserer Vertreter beraubt werden.

Obwohl nun weitere Köpfe ihren Sitz bei der Berliner S-Bahn verloren haben und verlieren werden, werden die “Neuen“ dort weitermachen wo die alten Köpfe aufgehört haben. So wird es keine Kursänderung bei der Unternehmensstrategie geben können. Die Suche nach Schuldigen im Chaos der Hilflosigkeit zeigt nur, dass es nicht um eine Neuausrichtung des gesamten DB-Konzerns geht, sondern nur darum, dass mit neuen Besen genau das weiterhin aus dem Unternehmen Bahn heraus gefegt werden soll, was wir Beschäftigten jeden Tag mit all unserem Wissen und Können erwirtschaften. Dabei retten auch die Co-Manager lieber ihre eigene Haut, als dass sie die Haut aller Beschäftigter retten würden. Es sind der Willen und die Hoffnung vieler Beschäftigter auf einen tatsächlichen Neuanfang bei der Berliner S-Bahn, die durch die Ausschreibung der S-Bahn Leistungen und der anhaltenden Gewinnmaximierung im DB-Konzern jeden Tag aufs Neues zu nichte gemacht werden. Betriebsräte als Co-Manager des DB-Konzerns sollen uns durch ihre Argumentation und Öffentlichkeitsarbeit als Beschäftige nur wieder in die Rolle drängen, die wir durch die Identifikation mit dem Unternehmen wieder erhalten sollen. Aber noch immer brauchen uns die Chefs, um ihre Erfolge zu feiern, aber wir noch lange nicht die Chefs, um unsere Arbeit als Eisenbahner jeden Tag gewissenhaft zu machen.

(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 11.03.2010 21:21
sehr komisch was hier doch für Zusammenhänge gestellt werden!
es waren auch in den Jahren davor die Mitarbeiter dieser Firma, die dem EBA mehrfach gesagt und gezeigt haben, dass da was nicht stimmt. Nur so wirklich interessiert hat es doch niemanden! weder das EBA noch die Öffentlichkeit hat sich gekümmert als "Hilferufe" zu ihnen drangen. und das ist verdammt wahr!!
und auch wenn man sich über die Art und Weise trefflich streiten kann - an den Fakten ändert es nichts. auch an der Halbwahrheit dieses "Artikels" nicht!

Ihr seid natürlich alle Helden mit absolut blütenreiner Weste *mir kommt was hoch*