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Bahn im Dreck gelandet

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 08.04.2010 11:48
Während sich am 06.04.10 die Journale in Berlin auf die Berichterstattung über den Fund und die Entschärfung einer 250 Kilo Bombe aus dem zweiten Weltkrieg und deren chaotischen Auswirkungen auf den Zug- und Straßenverkehr am Bahnhof Ostkreuz stürzte, landet fast zeitgleich gegen 13.00 Uhr ein Regionalbahnzug der RB-Linie 13 im Tunnelbereich des Berliner Hauptbahnhofs im Dreck.

Der Zug der RB 13 entgleiste bei der Rangierfahrt vom nördlich des Hauptbahnhofs gelegenen Abstellgleis zum Bahnsteig, von wo er mit der Zugnummer 28109 von Berlin-Hauptbahnhof aus als S-Bahn Ersatzzug nach Berlin-Spandau und von dort weiter nach Wustermark fahren sollte. Dieser s-Bahn Ersatzverkehr besteht seit Mitte 2009, da die Unternehmensführung der Berliner S-Bahn noch immer und weiterhin ohne die direkte Mitbestimmung der Belegschaft als den wahren Experten bei der S-Bahn, ihren eigenen Neuanfang fährt, also dort weiter zu machen wo ihre Vorgänger aufgehört haben, und so nur die Hälfte des Zug- und Platzangebotes bei der S-Bahn gewährleistet. Neuste Informationen von der S-Bahn weisen daraufhin, dass selbst dieses Angebot nicht mehr lange gehalten werden kann, da Auflagen des Eisenbahnbundesamtes unter den unzureichenden Maßnahmen des S-Bahn Management nicht erbracht werden.

Über die Ursache der Entgleisung des Regionalbahnzuges am Berliner Hauptbahnhof war bis dato von der Bahn nichts zu erfahren, aber ortskundige Eisenbahner schließen einen Fehler des Lokführers aus, da sich an der Stelle der Entgleisung weder ein Signal noch eine Gleissperre befindet, welche hätten überfahren werden können und zur Entgleisung des Zuges führen können. So kann von einem technischen Defekt des Gleises oder der Lok ausgegangen werden. Durch die geringe Rangiergeschwindigkeit von höchstens 25 km/h entgleiste nur das erste Drehgestell der Zug führenden Lok. Eine Entgleisung bei voller Streckengeschwindigkeit und einem bereits mit Reisenden besetzten Zuges hätte in ihrer Auswirkung weit aus fatalere Auswirkungen haben können.

So ist am Berliner Hauptbahnhof im Schatten des Bombenfundes am Ostkreuz ein vergleichbares Szenario abgelaufen, wie es am 1.Mai 2009 bei der Berliner S-Bahn ab lief. Dort wollte die S-Bahn-Unternehmensführung im Schatten der 1.Mai Demonstrationen gegen einen Nazi-Aufmarsch in Berlin-Köpenick, die Entgleisung eines S-Bahn Zuges verheimlichen. In letzter Konsequenz kostete dieser Vertuschungsversuch den Bahnmanagern den Job und der DB AG ca. 300 Mio. Euro, als nach der Veröffentlichung der Entgleisung und den Nachforschungen des Eisenbahnbundesamtes schwere Sicherheitsmängel bei der S-Bahn bekannt wurden.

Bei der DB-Regio AG reden die Eisenbahner nun auch schon, über Verhältnisse wie bei der Berliner S-Bahn. Loks und Züge fahren wochenlang mit Motorschäden umher, Bremsen erfüllen schon lange nicht mehr immer die Aufgaben wofür sie konzeptiert wurden oder Züge fallen aus, weil es an Lokführern und Zugbegleitern fehlt. Dass die Kollegen in den Werkstätten die nicht gewollte Unfähigkeit und Unmöglichkeit besitzen, die Regionalbahnzüge immer fristgerecht und sicherheitstechnisch zu warten, machen die Lokführer und Zugbegleiter ihnen nicht zum Vorwurf, da sie am Beispiel der Berliner S-Bahn erkennen, dass es auch bei der DB-Regio AG ein System abhängiger Zustand ist, der Triebwagen und Loks brennen, Züge ausfallen oder gar entgleisen lässt.

Ein für die Aufgleisung der entgleisten Lok wurde ein Hilfszug an den Tunnelmund des Berliner Hauptbahnhofes herangeführt. Dieser Hilfszug war jedoch erst drei Stunden nach der Entgleisung am Unglücksort, da für die Wagen des Hilfszuges keine Lok vorhanden war. So wartete die Unternehmensführung der DB-Regio Nord/Ost, inkl. des Eisenbahnbetriebsleiters, mehrere Stunden neben dem im Dreck gelandeten Zug, auf das Eintreffen des dringlichen Hilfzuges. Ebenso muss es auch den Reisenden gegangen sein, die mit den Auswirkungen dieses weiteren “Einzelfalls“ in der unaufhörlichen Serie von Unfällen, Entgleisungen und Katastrophen bei der Deutschen Bahn zu kämpfen haben. "Wir werden die Wirtschaftlichkeit der Bahn weiter verteidigen." sagte Bahn-Vorstand Grube kürzlich in einem Interview. Koste es was es wolle, Hauptsache nicht die Gewinne, die die Reisenden durch die Ticket Preise und ihren Verzicht auf Sicherheit und Service, sowie die Mitarbeiter durch ihre Arbeit dem DB-Vorstand zur Verfügung stellen.

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