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Das Chaos hat System

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 08.09.2009 07:06
Nun tritt ab Dienstag ein erneuter Notfahrplan bei der Berliner S-Bahn in Kraft, nachdem dem Eisenbahnbundesamt (EBA) sicherheitsrelevante Mängel an den Bremsen der Baureihe 481 bekannt wurden. Die Bundesbehörde legt nun ¾ der Fahrzeuge still, bis die Probleme an den Bremszylinder beseitigt wurden.

Es kommt für die Mitarbeiter der S-Bahn nicht unerwartet, dass es eine Verschärfung der S-Bahn Krise gibt. Für die Mitarbeiter hatte die größte Krise in der Berliner S-Bahn Geschichte noch lange nicht ihr Ende gefunden. So wurde schon vor Wochen in Kreisen der S-Bahner davon gesprochen, dass Wartungsintervalle an den Bremsen nicht eingehalten werden. Grund dafür sind die zusätzlichen Arbeiten an den Radsätzen der S-Bahnen, nachdem am 1.Mai 2009 ein Radsatz eines Zuges entgleist war. Schon nach dieser Entgleisung wurden durch das EBA schwere Versäumnisse bei der Wartung der S-Bahn Züge festgestellt. Bei den Untersuchungen wurde der Bundesbehörde von der damaligen Geschäftsführung verfälschte Unterlagen vorgelegt und daraufhin ebenfalls ¾ des Fahrzeugpark auf Anordnung stillgelegt.

Das nun ein neuerlicher Austausch der Geschäftsführung folgen wird, ist eher unwahrscheinlich, denn das Chaos bei der Berliner S-Bahn hat System. Das kranke System liegt nicht allein in den Führungsetagen der S-Bahn, sondern im gesamten Konzern der Deutschen Bahn. Auch bei DB-Regio und bei DB-Schenker-Rail sind in der letzten Zeit sicherheitsrelevante Mängel bekannt geworden. Sparmaßnahmen haben auch dort Radsätze brechen lassen, bzw. es wurden durch das EBA bedrohliche Materialermüdungen an den Achsen festgestellt. So ist die heutige Erklärung des DB Vorstandsmitglied Ulrich Homburg nicht nachvollziehbar, dass das neuerliche Chaos bei der Berliner S-Bahn allein ein Problem der S-Bahn selber ist. Die Verantwortlichkeit liegt nun sehr deutlich auch bei Herrn Homburg und dem gesamten Vorstand der Deutschen Bahn AG.

Auch das Vorgehen der mittlere Führungsebene bei der S-Bahn in Berlin ist es, die nach Aussagen von S-Bahnern eine Forstsetzung des Chaos provoziert hat. So wurde zwar der Leiter der Fahrzeuginstandhaltung bei der S-Bahn ausgetauscht, jedoch durch einen Mann der den Optimierungsplan für die S-Bahn der letzten Jahre federführend mitgeschrieben hat. Dieser Optimierungskurs führte bereits im Juli 2009 zur größten Krise bei der Berliner S-Bahn. So wurden ebenfalls intern Maßnahmen und Anordnungen der neuen Geschäftsführung nicht oder nur unvollständig in den jeweiligen Fachbereichen durch deren Leiter umgesetzt. Die Mitarbeiter sollen somit, wie auch die Fahrgäste, wiederholt für diese Unfähigkeit in den Führungsetagen der S-Bahn bezahlen?

Die neue Geschäftsführung der S-Bahn ist scheinbar nicht im Stande, den Einfluss auf die tatsächlichen Geschicke der S-Bahn zu erlangen. Schon daher nicht, weil die Mitarbeiter keinem Wort und keiner Maßnahme der Geschäftsführung Vertrauen entgegen bringen, da sie aus der Vergangenheit gelernt haben, dass sich allein mit neuen Köpfen die grundsätzlichen Probleme bei der Bahn nicht lösen lassen. Solange es keine Abkehr vom Privatisierungskurs des Staatsunternehmen Deutsche Bahn gibt, wird es aus Sicht der Eisenbahner keine Abkehr vom Chaos, Entgleisungen oder anderen Katastrophen geben können. Die Gewinnmaximierung hat auch beim neuen Bahn Chef Grube oberster Priorität. So sind die weiterhin existierenden Gewinnabführungsverträge des DB-Konzern mit der Berliner S-Bahn ein wichtiger Baustein für die von der Politik gesteckten Ziele der Deutschen Bahn AG, dem Börsengang.

Die Mitarbeiter der S-Bahn, die Eisenbahner im Regionalverkehr und alle anderen Kollegen bei der Bahn können nun wiederholt ihre Kunden, Reisenden und Fahrgäste darauf hinweisen, dass sie nicht für das Chaos bei der Deutschen Bahn AG verantwortlich sind. Als Betroffene des neuerlichen Chaos sind es die Eisenbahner gemeinsam mit ihren Kunden, die nun noch intensiver für einen Kurswechsel im Staatsunternehmen Deutsche Bahn eintreten müssen. Es fängt damit an, dass sich der kleine Mann auf dem Bahnsteig nicht gegenseitig in die Haare bekommen sollte und hört noch lange nicht damit auf, dass man als Betroffener der Bahnprivatisierung sein Kreuz an der richtigen Stelle setzt.

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