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Wartungsfristen an S-Bahn Zügen werden nicht eingehalten

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 30.11.2009 00:08
Wer sich als S-Bahn Nutzer in Berlin über die Adventswochenendregelung freut, mit einem 2 Stundenticket den ganzen Tag fahren zu dürfen, dem wird möglicherweise schon zu Wochenbeginn eine weitere Ernüchterung widerfahren. Die durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) angeordneten Wartungsfristen an den Züge der S-Bahn können nicht eingehalten werden. Die Geschäftsführung soll sich derweil mit dem EBA in Verhandlungen befinden, um die Wartungsfristen strecken zu können. Unbestätigten Meldungen zufolge sieht das EBA jedoch bei der Einhaltung der Wartungsfristen keinen Handlungsspielraum.

Erst am 22.11.2009 entgleiste wieder ein S-Bahn Zug, verursacht durch eine defekte Fahrmotoraufhängung, und sorgte dadurch für weitere chaotische Zustände bei der S-Bahn. Am selben Viertelzug mit der Nummer 480 032/532 kam es am Sonntag den 29.11. zu einem weiteren gefährlichen Vorfall. Auf freier Strecke kam es an der im Zugbetrieb untrennbaren Kurzkupplung des Viertelzuges zur Abtrennung des A-Wagens vom B-Wagen. Die Strecke zwischen Grünau und Schöneweide war durch das neuerliche Ereignis über längere Zeit blockiert, bis der „verloren“ gegangene Wagen von der Strecke geräumt wurde. Zum Glück war der Zug auch dieses Mal von Fahrgästen unbesetzt.

Die Fristen der km-abhängigen Wartungen an den S-Bahn Züge können nach Informationen des Werkstattpersonals der S-Bahn auf keinen Fall, bis zu dem durch das EBA angeordneten Zeitpunkt (30.11.2009), eingehalten werden. Es fehlen noch immer Arbeitsstände für die Wartungsarbeiten und vor allem an Personal. Allein die bisher nur noch für die Museumsfahrzeuge der S-Bahn betriebene Werkstatt Erkner, soll nun wieder für Teilwartungen an den Zügen genutzt werden. Doch da das aus anderen Bereichen der Deutschen Bahn ausgeliehene Werkstattpersonal zum 30.11.2009 in ihre Heimatdienststellen zurückkehren soll, fehlt es in allen verbliebenen Werkstätten der S-Bahn weiterhin an Personal. So sehen die Mitarbeiter der S-Bahn keine grundsätzliche Neuausrichtung im Wartungskonzept bei der S-Bahn, da es weiterhin am Jahre lang abgebauten Werkstattpersonal fehlt. So wurden insbesondere an den vergangenen Tagen in den Werkstätten der S-Bahn Überstunden gefahren, um die Auswirkungen der Nichteinhaltung der Anordnungen des EBA ab Wochenbeginn abzumildern.

Die Unternehmensführung der S-Bahn arbeitet offenbar weiterhin bei der Beseitigung der chaotischen Zustände nur an der Beseitigung der Auswirkungen, jedoch nicht an den tatsächlichen innerbetrieblichen Ursachen. In der Verantwortungslosigkeit der Abteilungsleitungen und im regiede Umgang mit den Mitarbeitern finden sich wesentliche Ursachen. Dem Willen der Mitarbeiter, einen Prozess der Erneuerung bei der S-Bahn zu beginnen, wird weder durch die Geschäftsführung, noch durch die Interessenvertreter der Beschäftigten Handlungsräume gegeben. Das Gegenteil ist die Realität. Durch Anwälte der Unternehmensführung werden die Mitarbeiter über ihre Erkenntnisse und ihr Mitwissen an den chaotischen Zuständen vernommen, um ihnen anschließend eine Maulkorb zu verpassen.

In einem durch die Geschäftsführung an die Mitarbeiter der S-Bahn bekannt gemachten Schreiben bezieht sie sich auf ihr Konzept, dass in der Hauptsache auf neue EDV-Systeme und neue Arbeitsgruppen beruht. Die Beschäftigten der S-Bahn spielen in diesem Konzept nur die ihnen auch bisher zugeordnete integrative Rolle als “Schraubenschlüssel“ der Geschäftsführung. So soll das Fachwissen und das in vielen Berufsjahren erworbene Können der Mitarbeiter, zukünftig nur in den neuen EDV-Systeme und den Konzepten der BWL-Manager des Unternehmen als Werkzeug für das Erreichen der Gewinne für den DB-Konzern integriert werden. Wohin diese altbekannte Fahrt der neuen Geschäftsführung führt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Geduld und Verständnis kann weder von den Fahrgästen, noch von den Mitarbeitern der S-Bahn erwartet werden.

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