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Eiskalte Geschäfte

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 07.01.2010 21:41
Selbst mit dem winterlichen Verhältnissen macht die Deutsche Bahn AG dieser Tage ihre Geschäfte. So beauftragt die DB-Services, ein Tochterunternehmen der DB-Netz AG, ein mittelfränkisches Subunternehmen, um Arbeiter aus dem weit entfernten Bulgarien für den Winter- und Reinigungsdienst bei der Bahn heran zu holen. Nicht dass diese Arbeiter tariflich vereinbarte Löhne bzw. die gesetzlich geregelten Mindestlöhne für ihre Arbeit erhalten, nein sie müssen für die in ihrer Heimat gelten Löhne von monatlich 150-180 Euro auf den Bahnsteigen und in den Zügen der DB AG arbeiten. Wir kennen diese Handlungsweise der Deutschen Bahn AG vom Datenskandal der letzten Jahren, wo es in erster Linie Subunternehmen im Auftrag der Bahn waren die gegen geltenes Recht verstoßen haben.

So besteht der böse Verdacht, daß es sich bei der ominösen Reinigungsfirma in Mittellfranken, um eine reine Briefkastenfirma handelt. Jedenfalls verdichten sich die Hinweise darauf. Die Firma hat zwar einen Telefonanschluß mit einer automatischen Ansage, jedoch ohne Anrufbeantworter. Es ist also überhaupt nicht möglich mit dieser Firma in Kontakt zu treten und eventuell einen Auftrag zu erteilen. Eine seriöse Firma die Aufträge erhalten will, wäre aber eigentlich an jede Art der Kontaktaufnahme interessiert. So ist es ganz offensichtlich, dass diese Firma ausschließlich nur für DB Services arbeitet und nicht an weiteren Aufträgen interessiert ist. Es scheint also wirklich so, als wenn diese Firma über einen Strohmann von DB Services Nordost gegründet wurde, um die Transnet Tarifverträge mit DB Services, sowie den festgelegten Mindestlohn der Baubranche, zu der das Reinigungsgewerbe gehört, zu unterlaufen. Das erklärt auch, warum man von der Konzernrichtlinie, nach der man Leistungen nur im eigenen Konzern einkaufen soll, abweicht. Diese Firma ist vermutlich quasi ein Tochterunternehmen der Bahn, will aber nicht als solches erkennbar sein.

Nur so ist es auch möglich die Bestimmungen des Arbeitsschutzes, des Tarifrechtes, des Versicherungsrechts der Beschäftigten und des Arbeitsrechts (wie z.B. Betriebsräte) zu ignorieren, ohne dafür die DB verantwortlich zu machen. Sicherlich ist solch Verhalten illegal und nicht gesetzeskonform. Die DB weiß mit Sicherheit, daß dort in ihrem Interesse mit illegalen Methoden gearbeitet wird, aber letzlich selber nicht angreifbar ist, weil sie sich letztendlich hinter dieser ominösen Firma verstecken kann. Wenn die zusammengetragenen Informationen zutreffen, wurde von DB-Services eingeplant, daß diese illegalen Machenschaften irgendwann auffliegen. Man wird dann öffentlich seine Enrüstung aussprechen und sich vielleicht auch von dieser ominösen Firma trennen. Aber bis dahin kann die DB mit ihren eiskalten Geschäften gute Kohle verdienen. Und es ist sicherlich auch nicht eingeplant, daß das so schnell auffliegt. Es ist dabei auch festzustellen, daß diese Firma ausser dem Strohmann und den bulgarischen Billigreinigungskräften keine weiteren Mitarbeiter hat. Die Einteilung der Bulgarischen Arbeiter vor Ort geschieht durch ausgewählte Mitarbeiter von DB Services, so daß die Reinigungskräfte der ominösen Reinigungsfirma zwar eingestellt aber unter der vollen Verfügungsgewalt der DB-Services stehen. Aus Gesprächen mit den Bulgarischen Arbeitern ergab sich, dass sie nicht einmal wissen für welche Firma sie arbeiten, und dass sie von einer Reinigungsfirma in Mittelfranken beschäftigt werden. Sie kennen nur einen Chef in Berlin von dem sie für ihre Arbeit eingeteilt werden. Die Reinigungskräfte aus Bulgarien haben einen sehr eingeschüchterten Eindruck gemacht und waren zumindest zu Themen ihrer Arbeit nicht sehr gesprächig. Ganz offensichtlich hat man sie auch unter Druck gesetzt und zur Verschwiegenheit vergattert, damit das ganze Konstrukt, welches sich hinter ihrer Arbeit bei der Bahn verbirgt, nicht bekannt wird.

Es ist bei der Zusammenfassung aller Umstände des Arbeitseinsatzes der bulgarsichen Arbeitskräfte die gerissene Arbeitsweise der DB-Vorstände aus den letzten Jahren zu erkennen. Nach Informationen aus dem Bereich des Bahnhofsmanagement bei der DB-Station und Service AG ist bekannt geworden, dass die Reinigungsintervalle  insbesondere in der Fläche drastisch verlängert wurden. Die Bahnhöfe sind in Bahnhofskategorien eingeteilt, die sich an die Frequentierung durch Fahrgäste orientieren. Anhand dieser Bahnhofskategorien sind auch die Reinigungsintervalle festgelegt worden. So lässt sich auch erklären, warum der Bahnhöfe der Kategorie 5 vom Schnee wenigstens notdürftig geräumt wurden, aber Bahnhöfe der Kategorie 6 teilweise bis heute noch nicht geräumt wurden. Diese kommen erst dann an die Reihe, wenn es Schneefallpausen gibt. So ist deutlich zu erkennen, dass sich die Schneeberäumung auch an den stark gespreizten Reinigungsintervallen auf den Bahnsteigen orientiert. Das heißt, wenn z.B. in der Bahnhofskategorie 6 ein Reinigungsintervall von 2 Monaten besteht, erfolgt auch die Schneeberäumung im Winter nur alle 2 Monate. Das alleine ist schon ein Unding, denn man kan ja wohl die Schneeberäumung nicht von Reinigungsintervallen abhängig machen, sondern eher von der Wettersituation. Aber anhand von Informationen von Mitarbeitern von DB-Services und eigenen Beobachtungen stellt sich die Situation so dar.

Wer nun als Reisender auf verschneiten Wegen bei der Bahn unterwegs ist, sollte nicht auf die vereinzelt auftretenden Schneeräumkräfte schimpfen, wenn in letzter Zeit nicht ausreichend Schnee geschoben und gestreut wurde, sondern sollte sich schon allein aufgrund der neu entstandenen Sprachbarrieren vor Ort gleich an die für diese Umstände verantwortlichen Manager der Deutschen Bahn AG wenden. Es wird nicht viel helfen nur zu meckern und seinen Dampf an die Unschuldigen dieser Misere abzulassen. Von Gewinn orientierten Managern hervor gerufenen Situationen und Entscheidungen lassen sich auch zukünftig nur durch eigenes Handeln verändern. Das Handeln aufgrund von Verstößen gegen Tarifverträge fängt schon in der eigenen Gewerkschaft an und hört noch lange nicht bei einer Anzeige gegen den Gesetzesverstoß der Mindestlohnregelung auf.

(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 16.01.2010 09:33
Das Thema wird endlich auch von anderen Medien aufgegriffen:

Schneeschippen zu Dumping-Löhnen: Billigarbeiter aus Osteuropa reinigen Züge und Bahnhöfe der Bahn. Der Konzern spricht von "wenigen Einzelfällen", Kritiker von einer "weit größeren Dimension".

http://www.sueddeutsche.de/[…]/