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Im Zug der Zeit – unabhängig denken, unabhängig handeln

erstellt von Horst Krüger zuletzt verändert: 18.10.2008 14:42
Eine Beschreibung, wer die Standpunkt-Gruppe ist und wie sie entstanden ist. Wo sie herkommt und wo sie hin will. Unabhängig von den Funktionären der Gewerkschaften agieren kritische Gewerkschafter bei der Deutschen Bahn. Kritisch gegenüber dem unternehmensfreundlichen Handeln der Gewerkschaften und den verachtungsvollen Arbeitsbedingungen bei der Deutschen Bahn.

Im Zug der Zeit – unabhängig denken, unabhängig handeln

Es sind Stunden, Tage, Monate vergangen, wo sich einen kleine Gruppe von Gewerkschafter gefunden hat, die sich anmaßen, die Aktivitäten und Handlungsabläufe ihrer Gewerkschaft zu hinterfragen und gleichzeitig Forderungen an ihre Gewerkschaft aufzustellen. Die Gruppenmitglieder sind einfache Mitglieder ihrer Gewerkschaft. Sie waren und sind ein Bestandteil dieser Gewerkschaft, ob die Gewerkschaft es will oder nicht. Es war ihre Gewerkschaft, von der sie erwartet haben, dass sie ihre Interessen vertreten. Eine Interessenvertretung in ihrem Sinne.

Es kam nicht von ohne, dass gerade aus dieser Gruppe von Skeptikern ein bedeutender Anteil Neumitglieder waren, oder schlafende Karteileichen in der Gewerkschaft. Sie sind auf einen Zug aufgesprungen, den sie als den ihren angesehen haben. Sie haben in den Forderungen ihrer Gewerkschaft und in der verbissenen Schärfe diese umzusetzen zu wollen erkannt, dass dieser Zug der ihre ist. Sie sahen einen deutlichen Wandel ihrer Situation als Arbeitnehmer vor sich. Dies wurde ihnen von vielen Seiten suggeriert und sie haben es so aufgenommen, wie es ihnen durch ihre Gewerkschaftsfunktionäre aufgezeigt wurde. An diesem Punkt haben sie sich nicht in der Notwendigkeit gesehen, Fragen zu stellen. Woher kommen die Forderungen, wer hat diese tatsächlich aufgestellt? Es waren ja ihre Forderungen, mit denen sie sich kompromisslos identifizierten. Warum also fragen? So ging es im vorgegebenen Gleichschritt hinter den Gewerkschaftsfunktionären her. Diese werden schon wissen was richtig für einen ist. Die Funktionäre haben einem immer mit viel geschultem Wissen davon überzeugen können, dass sie mehr wissen als man selber, als ein einfaches Gewerkschaftsmitglied. Die Gewerkschaftsfunktionäre erschienen nicht wenigen Gewerkschaftsmitgliedern als wichtig, denn sie machten sich wichtig. Wenn man Sorgen oder Fragen hatte, der Gewerkschaftsfunktionäre kümmert sich darum. So dachten man jedenfalls.

Kümmerten sich die Funktionäre um die Anliegen der Mitglieder oder taten sie nur so, um sie zu beruhigen? Diese Gedanken kamen auf, als es richtig warm um die Ohren wurde im Arbeitskampf. Erste Warnstreiks fanden statt, in der nun heißen Phase des Kampf um die eigenen Forderungen. Doch so richtig lief es nicht bei den Warnstreiks. Organisatorische Fehler wurden gemacht, die hätten nicht gemacht werden müssen. Aber gut, man selber kennt sich ja mit Streiks nicht aus. Woher auch, es war ja für fast alle Beteiligten der erste Streik in ihrem Leben. So vergingen Tage und Stunden wo verhandelt und gepokert wurde. Um die Forderungen der Mitglieder oder zumindestens die Forderungen, die sie als die ihren ansahen. Dann kamen wieder Streiks und man hoffte, dass die Gewerkschaftsfunktionäre aus den Fehlern der ersten Warnstreiks gelernt haben. Nix da. Keine Besserung trat ein, obwohl man es den Gewerkschaftsfunktionären deutlich aufgezeigt hat, wo die Probleme der ersten Streiks lagen. Verdammt, es ging doch um die Forderungen und Interessen vieler Kollegen. Wenn diese Forderungen weiterhin so stümperhaft durch die Funktionäre eingefordert werden, sollte dies nicht zu einem einfachen Erfolg kommen. Man diskutiert und redet noch mehr mit Funktionären über die Probleme bei der Streikführung. Da wird dem einen und anderen Gewerkschaftsmitglied ersichtlich, dass die Gewerkschaftsfunktionäre zwar viel wussten, aber scheinbar nur was in den Büchern steht und nicht was an der Streikfront abgeht.

Die Streikenden hofften auf Besserung und schönes Wetter. Es entwickelte sich ein Gespür für die Gewerkschaftsfunktionäre und ihren Arbeitsweisen, insbesondere gegenüber den einfachen Mitgliedern. Als inzwischen engagierte und interessierte Gewerkschaftsmitglieder bekommen nun auch einfache Mitglieder organisatorische Aufgaben zugeteilt. Toll denkt sich manch einer und geht mit stolzer Brust an die Arbeit, den nächsten Streik vorzubereiten und diesen ins Laufen zu bringen. Es geht ja um die eigenen und die Interessen vieler anderer Kollegen. Los geht es mit dem nächsten Streik. Aber kein Funktionär ist vor Ort, kein Funktionär ist telefonisch erreichbar. Nachts um 02.00 Uhr ist es ja vielleicht auch schon verständlich. Leider aber nicht für die Kollegen verständlich, die auf ihrem Zug allein sitzen und um Hilfe bitten. Weil ein Vorgesetzter oder ein anderer Kollegen aus einer anderen Gewerkschaft ihn zur Arbeit auffordert, obwohl ja Streik ist. Ist denn Streik, fragt ein anderer Kollege. Es gibt kaum Aushänge oder Flugblätter für die Kollegen. Oh man, so hat man es sich nicht vorgestellt, einen erfolgreichen Streik zu führen. Das muss anders werden, umgehend. Es werden erste härtere Diskussionen mit seinen Gewerkschaftsfunktionären geführt. Mit viel Zuspruch werden die engagierten Gewerkschaftsmitglieder abgespeist. Aber man ist ja selber an der Front und kann auch gut einschätzen, wo der Schuh bei den Kollegen drückt.

Gespräche unter den Kollegen kommen wegen der schlechten Streikführung auf und Erfahrungen mit den Gewerkschaftsfunktionären führen zu einem Ergebnis. Es wäre nur das einfachste selber aktiv zu werden, um seine und die Interessen der Kollegen auch in der Öffentlichkeit Nachdruck zu verleihen. Spontane Aktionen entstehen und die Streikenden drängen in die Öffentlichkeit. Es entstehen dabei Diskussionen mit Passanten und betroffene Reisende, welche in ihrer Mehrzahl für Streikenden positiv ausfallen. Es kommen Unterstützer der Streikenden hinzu und es werden Diskussion geführt. Filme von anderen Streiks werden gezeigt. Es kommt zu mehr und mehr Diskussionen über die Arbeitsweise der Gewerkschaften im allgemeinen und zu einem Erfahrungsaustausch über andere Streiks der nahen Vergangenheit. Es tun sich Parallelen auf, zwischen dem was die Unterstützer von anderen Streikenden berichten und was man inzwischen selber mit der eigenen Gewerkschaft erlebt. Es kommen hintergründige Fragen auf. Fragen die nun von den Funktionären der Gewerkschaft energisch platt geredet werden.

So kommen nun weitere Situationen auf, in denen man sich sicher fühlt, dass man es anders machen kann und den Streik für die Kollegen und sich selber erlebbarer machen kann. Es wird nicht mehr viel mit den Funktionären geredet, sondern mit den Kollegen abgeprüft, was können wir gemeinsam machen, um den Streik besser nach außen zu tragen. Aber auch um seine tatsächlichen Forderungen und die tatsächlichen Arbeitsbedingungen besser unter das Volk zu bringen. Mit dem gemeinen Volk als solches kamen die Streikenden durch die Gewerkschaftsfunktionäre ja nur selten zusammen. Es sollte scheinbar nicht mit denen diskutiert werden, die uns in der Mehrheit unterstützt haben und in der selben Situation waren wie wir. Aber wir wurden von der Gewerkschaft versteckt. Durch die, die ja eigentlich unsere Interessen und Forderungen vertreten sollten. Das was die Streikenden aber nur zu gerne deutlich nach außen tragen wollten. Inzwischen wurde durch die Gewerkschaftsbosse weiter verhandelt und gepokert und wir sollten nur streiken wenn es ihnen angenehm war. Ultimaten verstrichen und Prozesse vor Gerichten wurden abgewartet, aber die Gewerkschaftsmitglieder waren mit ihren Forderungen keinen Schritt weiter gekommen. Die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen waren inzwischen kaum noch aus dem Munde der Gewerkschaftsbosse zu hören.

Nun wurden gerade die engagierten Kollegen langsam unruhig. Es ging scheinbar nicht mehr in erster Linie um die Interessen derer, die durch ihre Streikteilnahme für die Ernsthaftigkeit des Willen der Fahrpersonale eingestanden haben. Es ging nun auch nicht mehr um die Kollegen des Zugbegleitdienst. Diese wurden zum Einsatz beim Pokerspiel um Macht und Einfluss zwischen den Gewerkschaften und dem Arbeitgeber. Das Spiel haben die Kollegen scheinbar schon ab diesem Zeitpunkt verloren. Sie wurden endgültig zum Spielball der Gewerkschaften. Dies wurde vielen Kollegen klar, als sie gespalten wurden. Es war nicht mehr der Arbeitskampf aller Gewerkschaftsmitglieder. Und dies geschah mit der Zustimmung ihrer Gewerkschaft.

Viele Dinge wurden nun durch engagierte Kollegen hinterfragt und nun auch in Frage gestellt. Mit Diskussionen unter den Kollegen und Diskussionen mit Unterstützern, ist man zu einem Schluss gekommen, es ist nicht der Arbeitskampf der Gewerkschaftsmitglieder und das war er wohl von Anfang an nicht gewesen. Die Streikenden selber waren nur Mittel zum Zweck, damit die Gewerkschaft der man vertraut hat, ihre Position im Machtkampf zwischen den Gewerkschaften behaupten kann. Insbesondere bei den öffentlichen Auftritten der Gewerkschaftsbosse war nur von den Interessen des Gewerkschaftsapparat die Rede. Es wurde nur noch über Prozente geredet, wenn überhaupt über Interessen der Lokführer geredet wurde. Keine Rede war mehr von den miesen Arbeitsbedingungen die es zu verbessern galt oder von den massiven Lohneinbußen der letzten Jahrzehnte.

Es fanden sich nun Kollegen zusammen, die sich mit dieser Situation nicht abfinden wollten und konnten. Kollegen aus verschiedenen Bereichen der Streikfront. Sie haben sich zusammengefunden, um aus ihrer Gewerkschaft eine neue Gewerkschaft zu machen, die ihre Interessen wieder deutlicher in den Vordergrund rückt. Man traf sich mit Kollegen, um ein eigenes Streikkomitee zu gründen. Die Inhaltsbestimmung dieses Komitee war schon der Eklat an sich. Man kann mit der vorherrschenden Arbeitsweise der Gewerkschaft nicht weit kommen. Es wurden aber bei der ersten Sitzung des Komitee keine Forderungen gegenüber der Gewerkschaft aufgestellt, da zu viele Kollegen ihrer Gewerkschaft weiterhin vertrauten. Es wurde gerade einmal beschlossen, dass man seine Gewerkschaft organisatorisch unterstützen will. Selbst der Name „Komitee“ war einigen zu viel des Guten. So blieb denen, die wirklich etwas bewegen wollten keine Alternative. Sie bildeten eine Gruppe außerhalb ihrer Gewerkschaft. Wobei „ihrer Gewerkschaft“ schon damals nicht mehr aktuell war. Die Kollegen, die sich nun zusammen gefunden haben, haben schnell erkannt, dass mit der vorherrschenden Form des Gewerkschaftsapparat nicht viel zu erreichen ist. Erst recht nicht bei der Umsetzung ihrer Interessen und Forderungen. So wurde fortan nur noch von „der“ Gewerkschaft als gesprochen.

Diese Aktivisten wurden aktiv, um für sich und für die Kollegen wieder die Forderungen auf die Tagesordnung zu rufen. Dass diese Aktivität auf nicht viel Gegenliebe bei den Gewerkschaftsbossen stoß, bekamen die Aktivisten schnell zu spüren. Die Auseinandersetzung mit dem Gewerkschaftsapparat war geboren. Noch völlig orientierungslos agierten die Aktivisten nun in erster Linie gegen den Gewerkschaftsapparat, der eigentlich ihre Interessen vertreten sollte. Dies wurde auch in ersten Flugblättern deutlich, die sich an die Kollegen wanden. Es waren ja auch die Forderungen der Kollegen, die inzwischen bei den Gewerkschaftsbossen ganz offensichtlich nicht mehr aktuell waren. Den Aktivisten überkam die Ernüchterung. So kommt man nicht weiter. Es wurden Gespräche mit den Funktionären gesucht, die wiederum die Aktivsten nur zurechtweisen und maßregeln wollten. Konstruktive Annäherungen gab es bei diesen Gesprächen nicht. Zu sehr ist den Aktivsten bewusst geworden, dass sie es mit einer Gewerkschaft zu tun hatten, die sich nicht von denen unterscheidet, wie sie es schon zu Hauf in Deutschland gibt.

Neue Wege wurden durch die Aktivsten gesucht, wie man wieder die seinen Interessen und die der Kollegen in den Vordergrund rücken kann. Treffen und Versammlungen wurden einberufen und viele Kollegen befanden es als richtig, sich deutlich zu seinen Interessen zu bekennen und diese auch innerhalb der Gewerkschaft einzufordern. Es wurden viel Kontakte zu anderen Aktivistengruppen gesucht und gefunden. Engagierte Arbeitnehmer gab es erstaunlich viele. Nur nicht in dem Bereich, in dem die Masse der Arbeitnehmer gerade erst erste Erfahrungen mit Streiks gesammelt hatten. Viel Vertrauen lag noch immer in den Armen der Gewerkschaft, weil die Kollegen nie über Alternativen nachgedacht haben. Aber auch auf Grund einer gewissen Hilflosigkeit, es nicht anders machen zu können als die Gewerkschaft es tat. Streikmüdigkeit hat ihr selbiges dazu getan, dass die Kollegen nur noch ein Ergebnis des Streit zwischen den Gewerkschaften und dem Arbeitgeber haben
wollten.

Eine letzte Chance kam auf, die Kollegen noch einmal zu bewegen, für ihre Interessen in den Streik zu gehen. Zwar hat die Gewerkschaft sehr fadenscheinige Gründe für einen letzten Streikaufruf angebracht, aber es sollte die Chance der Aktivisten sein, gezielt die Gewerkschaftsfunktionäre mit der Macht der Mehrheit der streikenden Kollegen ins Abseits zu rücken und die Grundforderungen des Tarifstreit noch einmal in den Vordergrund zu rücken. Die Situation war besonders angespannt, weil sich Kollegen anderer öffentlicher Verkehrsmittel in der Berlin bereits im Streik befanden. Auf einen weiteren Streik der Eisenbahner, der zusammen mit dem Arbeitskampf der anderen Kollegen des öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt zu einem Stillstand der Stadt geführt hätte, wollte die Gewerkschaft nicht eingehen. Den Gewerkschaftsbossen war sehr wohl bekannt, dass sich Aktivisten auf ihre Weise auf einen weiteren Streik vorbereitet hatten. Diese Tatsache und der Druck der Wirtschaft und der Politik hat die Verhandlungsführer der Gewerkschaft massiv einknicken lassen. 7 Stunden vor dem Stillstand des öffentlichen Leben in der Hauptstadt Berlin wurde der Streik abgesagt. Wenige Kollegen haben sich sonderlich verwundert gezeigt, dass dieser Schritt kam. Die Enttäuschung über ihre Gewerkschaft lag schon lange in den Knochen der Kollegen. Sie waren eher zufrieden, dass es keinen weiteren Streik gab und das Elend ein Ende hatte.

Es wurde sich nun mit den Kompromissen der Gewerkschaft beschäftigt. Es war nicht viel was für die Kollegen aus ihren einstigen Forderungen übrig geblieben war. Einige Euro mehr in der Tasche, aber keine Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Die Ernüchterung über die Gewerkschaft kam sehr schnell, insbesondere als noch nicht einmal über die vielen Kompromisse abgestimmt werden sollt. Die Unterschrift unter dem Kompromiss-Vertrag war zwar schon getrocknet, aber nicht einmal die symbolische Abstimmung sollte erfolgen. Diese Tatsache deckten die Aktivisten nach einem Gespräch mit dem obersten Gewerkschaftsboss auf und brachten diese Tatsache unter die Kollegen. So wurde zumindestens eine 2.Urabstimmung durchgeführt, die ihren Charakter drin fand, dass sehr viel Kollegen nicht wussten, was sie abstimmen. Keiner kannte den Tarifvertrag der für sie gültig wurde, keiner verstand zu diesem Zeitpunkt, dass sie durch ihre Abstimmung die Zugbegleiter nicht nur für diesen Tarifkampf ausgeschlossen, sondern dass sie sie für lange Zeit nicht vertreten wollten. Ebenso die Lokrangierführer und Rangierlokführer. Für sie haben sich ihre Gewerkschaftsbosse nun nicht mehr interessiert. Die Müdigkeit der restlichen Kollegen war größer als die Kraft für die ausgeschlossenen Kollegen noch einmal zu kämpfen. Zudem kam jedoch ein fader Beigeschmack, als das Ergebnis der Urabstimmung bekannt wurde. Viele Kollegen kannten keinen anderen Kollegen, der für den Kompromiss gestimmt hat. Aber das Ergebnis sah anders aus. Beweise fehlten, um der Gewerkschaft Wahlfälschung nachzuweisen. Vom Gefühl fühlten sich sehr viele Kollegen benutzt und betrogen, weil sie nicht zu den Gewinnern gehören. Der wirkliche Gewinner ist der Gewerkschaftsapparat, denn dieser kann weiterhin an den Pokerrunden mit dem Arbeitgeber teilnehmen.

So fanden sich die Aktivisten in einer Situation wieder, die sie sich vor dem vermeintlichen Arbeitskampf nie hätten vorstellen können. Die Gewerkschaft, mit der sie in den Kampf für ihrer Interessen gezogen waren, hat ihre Interessen abgehandelt und verpokert. Aber die Aktivisten waren
einen Schritt weiter. Sie haben die Gewerkschaft nun auch von einer anderen Seite kennen gelernt. Eine Seite die sich stark in ihr Bewusstsein eingeprägt hat. Sie haben aber auch gesehen, dass sie die Kollegen von ihrer Gewerkschaft zu sehr führen und verführen ließen. Diese Tatsache hat erst die Gewerkschaft das machen lassen, was sie machte. Ihre Interessen den Interessen der Mitglieder vorzuziehen. Mit dieser Tatsache setzen sich die Aktivisten nun tagtäglich auseinander.

Was bleibt als Ergebnis der ganzen Auseinandersetzung? Um seine und die Interessen der Kollegen tatsächlich umzusetzen, braucht es weniger die Gewerkschaften als solches, sondern eher den Willen der Beschäftigten für ihrer Interessen tatsächlich einzutreten. Dieses Bewusstsein versuchen die Gewerkschaft erst gar nicht aufkommen zu lassen, denn es wäre der Untergang ihrer Position. Die Position, Einfluss und Macht auf die Arbeitnehmer auszuüben, wie die Gewerkschaftsbosse es für richtig halten. Durch die allgegenwärtige Kompromissbereitschaft der Gewerkschaften gegenüber
den Arbeitgebern, werden die Gewerkschaften immer auf einen harmonische Koexistenz bedacht sein, um weiterhin existieren zu dürfen. Wenn sich die Gewerkschaften nicht nach dem Willen der Arbeitgeber verhalten, werden sie mit Klagen und Verbote überzogen, welche die Gewerkschaften letztendlich handlungsunfähig machen würde. Um diesen Prozess aus dem Weg zu gehen, wird weiterhin versucht werden, mit dem Arbeitgebern auf einen Nenner zu kommen und sich nach den Spielregeln der Arbeitgeber und den arbeitgeberfreundlichen Politik zu richten.

Nur wenig ist es den Gewerkschaften bewusst, dass sie mit ihren Mitgliedern gemeinsam mehr erreichen
können, als sie durch Verhandlungsrunden je erreichen können. Aber das würde auch die Positionen der Gewerkschaftsfunktionäre gefährden. Engagierte Gewerkschaftsmitglieder würden nicht nur über ihre Interessen selber bestimmen wollen, sondern auch über die Personen, die ihre Interessen verhandeln sollen. Das würde die Gewerkschaften für die Unternehmen unberechenbar machen. Diesen Schritt werden die Unternehmen nie zulassen und die derzeitigen Gewerkschaften werden es nicht riskieren durch die Politik und die Unternehmen ausgelöscht zu werden. Das sie es schon sind, verstehen die wenigsten Gewerkschaftsfunktionäre.

So bleiben alle die, die sich für die tatsächliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer einsetzen bei den Gewerkschaften außen vor. Sie werden zu unerwünschten Personen erklärt und in letzter Instanz aus den Gewerkschaften ausgeschlossen. Was bleibt dem entgegen zu setzen? Die Aktivisten in den Gewerkschaften sollten sich weniger auf die Eigenschaften und Handlungsweisen der Gewerkschaften im gesellschaftlichen Gesamtsystem ausrichten, weil die Gewerkschaften schon darin gefangen sind. Es wird zu bekannten Maßregelungen von Aktivisten kommen und zu Ausschlüssen aus den Gewerkschaften führen. Aus einem Machtkampf zwischen den Aktivisten und den Gewerkschaften werden die Gewerkschaften immer als Sieger hervor gehen. Sie haben die bessere Logistik und den übergreifenderen Einfluss, auch in den Unternehmen. So sollten sich Aktivisten eher mit den eigenen Kollegen auseinander setzen. Den Kampf um die Bewusstseinsentwicklung der Beschäftigten und ihrem Engagement für ihre Interessen kann nur gewonnen werden. Verlieren kann man dabei nicht viel. Nur wenn man die Beschäftigten nicht erreicht, werden sie weiterhin der Willkür der Arbeitgeber und den kooperierenden Gewerkschaften ausgesetzt sein.

Den Arbeitgebern ist der Trend des Gewerkschaftsaustritt scheinbar nicht unangenehm, in dem die Beschäftigten vereinzeln. Diesen Umstand treten die Gewerkschaften mit verschiedenen Maßnahmen
entgegen. Ändern wird sich aber nichts. Die Gewerkschaften behalten den Einfluss und die Marschrichtung in ihrer Hand. So geht die nicht nur die GDL neue Wege und fängt alle Kollegen der Bahn ein, die sich gerade auf Grund der Transnet-Krise von ihrer bisherigen Gewerkschaft verabschieden. Diese Art der Mitgliederwerbung dient nur des Ausbau der Machtposition im Kreise der Pokerrunden. Es wird durch die Gewerkschaften immer mehr verwaltet, ruhig gestellt und positioniert, an statt mit und im Interesse der Beschäftigten gekämpft und agiert wird.

Für Aktivisten sollte der Wege für ein Selbstbewusstsein der Kollegen kein Fremdwort sein und
Diskussionen mit den Kollegen keine Ausnahme bleiben. In dem vorherrschenden System, in denen Gewerkschaften und Betriebsräten arbeiten, kann keine tatsächliche Interessenvertretung der Beschäftigten entstehen. Es kann und wird nur eine Verwaltung der Zustände unter denen die Kollegen zu leiden haben geben, denn alle Gruppen, Organisationen und Betriebsrat-Fraktionen werden sich immer an die vorgegeben Gesetzmäßigkeiten des gesellschaftlichen System halten und halten müssen, um überhaupt existieren zu können. Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass weiterhin die Interessen der Beschäftigten ins Hintertreffen geraten werden. Ab dem Moment, wo es den Unternehmen ans Geld oder an die Gewinne geht, werden die Gewerkschaften auch zukünftig ihre Grenzen finden. Gewerkschaften werden auch weiterhin scheinbar vorbildhaft kämpfen, aber nur wenn es um ihre Existenz geht, aber nicht wenn es um die Beseitigung der Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich geht.

So haben die hier beschriebenen Aktivisten ihren Erfolg und Zusammenhalt darin gefunden, dass die Gewerkschaft es weder geschafft hat sie zu massregeln, noch sie in das System Gewerkschaft einzubinden und damit mundtot zu machen. Da die Gewerkschaftsfunktionäre von Anfang an verbal gegen die Aktivisten geschossen haben, haben sie es erreicht, dass sich die Aktivisten in ihrer Arbeit bestätigt fühlten und sich so in ihrer Gewerkschaft unabhängig entwickeln konnten. Diesen Umstand hätte es nicht gegeben, wenn die Gewerkschaftsfunktionäre auf die Aktivisten zu gegangen wären und sie unter Umständen eingefangen hätten. So bleibt zu sehen, dass sich eine Gruppe nur unabhängig vom Gewerkschaftsapparat aufbauen kann, wenn sie sich bewusst sind wie die Gewerkschaften tatsächlich arbeiten. Gerade wenn das Handeln einer eigenen Gewerkschaft an Hand eines anderen Beispiel aufgezeigt werden kann, dass die Gewerkschaften gar nicht anders handeln können, als wie sie handeln, bleibt der Weg in ein unabhängiges agieren der Beschäftigten die einzige Alternative. Erkennen müssen es die Beschäftigten selber. Den Umstand und Weg kann ihnen jeder aufzeigen, der auch versteht, wohin der Zug der heutigen Zeit fährt.

Nur unabhängig vom Gewerkschaftsapparat und gemeinsam in Wort und Tat entwickelt sich ein Bewusstsein, welches weder Gewerkschaftsbosse, noch ein Arbeitgeber zukünftig aufhalten kann. Mit den vorherrschenden Systemen der Gewerkschaften oder Betriebsräten werden die Aktivitäten und die tatsächlichen Interessen der Beschäftigten nicht eingefangen. Sich unabhängig von den Gewerkschaftsapparaten zu organisieren und sich auf die eigenen Interessen zu konzentrieren, hat ersten
Aktivisten zum Erfolg verholfen. Je mehr Beschäftigte dies aufgezeigt bekommen und verstehen, um so größer wird der Erfolg für die Beschäftigten selber sein. Mit Widerstand der bisherigen Systeme wird dabei zu rechnen sein, denn die unabhängig agierenden Gewerkschafter stellen nicht nur das System der Gewerkschaften in Frage.

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