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Kartell

05.04.2012

Voestalpine-Chef Eder: "Ich machs nie wieder, versprochen!"

von tstg — Letzte Änderung 05.04.2012 07:50
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Da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen möchte: In einem Interview mit dem Handelsblatt hat Wolfgang Eder, Chef von Voestalpine, hoch und heilig versprochen, dass es nie wieder Kartelle unter Beteiligung seines Konzerns geben werde - den Kollegen bei TSTG, die wegen der Mafia-Machenschaften vor die Tür gesetzt werden sollen, nützt das wenig.

"Kontrollen verbessert"

Eder versicherte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass Voestalpine mit dem Abgang einiger Mitarbeiter, der Verbesserung der Kontrollsysteme sowie "Schulungen in Sachen Compliance" (Compliance = Regeltreue) alles Menschenmögliche getan habe, um weitere Kartellvergehen unter Beteiligung des Konzerns zu verhindern. Das klingt fast so, als habe es sich bei den jahrelangen mafiösen Kartellabsprachen unter den Managern europäischer Schienenproduzenten um eine "unkontrollierbare Entwicklung" gehandelt, die von Einzelpersonen ausgegangen sei.

Geschäftsmodell Mafia

In Wahrheit basierte ein guter Teil der Voestalpine-Gewinne in den Jahren bis 2011 auf den illegalen Preisabsprachen. Als das Kartell aufflog, fingen die TSTG-Beschäftigten die schwache Auftragslage mit Kurzarbeit und Personalabbau auf. Zum Dank soll das Duisburger Werk bis Jahresende geschlossen werden - bis dahin aber bitteschön noch weiter produzieren, damit Voestalpine Rücklagen für mögliche Kartellstrafen bilden kann.

Kartelle an allen Ecken und Enden

Ob ein paar Schulungen zukünftige Mafia-Kartelle verhindern? Trotz Eders Indianer-Ehrenwort ausgesprochen fraglich angesichts der Tatsache, dass es derartige kriminelle Vereinigungen von Managern in vielen Branchen gibt: Das simple Eingeben des Worts "Preisabsprachen" bei google liefert uns Fälle von Kartellen in der Ölindustrie, in der Logistikbranche (übrigens unter Beteiligung der Deutschen Bahn und der Deutschen Post, die ebenso wie Voestalpine von der Kronzeugenregelung profitieren will), bei E-Books, in der Computerindustrie u.v.m. Diese Kartelle zerfallen in der Regel nicht, weil eines der beteiligten Unternehmen moralische Bedenken bekommt, sondern weil man sich nicht mehr einigen konnte - so auch im Fall des Schienenkartells. Anstatt die Mafia-Manager einzusperren, die sich dieser Verbrechen schuldig gemacht haben und anstatt die Aktionäre dafür zahlen zu lassen, sollen die Beschäftigten aus dem Duisburger Schienenwerk jetzt mit ihren Jobs bezahlen. Für die Manager hingegen gibt es - Schulungen und warmes Buffet!

Hintergrundinfos zum Schienenkartell

17.03.2012

Was ist gerade los?

von tstg — Letzte Änderung 17.03.2012 15:05

Aktuelles zur Lage im Betrieb und einige Fragen mit möglichen Antworten

Die Stimmung in den Schichten am Freitag

Im Moment ist die Stimmung miserabel. Die Kollegen sind wütend und traurig wegen der angekündigten Schließung. Die meisten haben aber auch Angst, jetzt etwas zu unternehmen. Von den Meistern wird Druck gemacht, dass es noch mehr Probleme gibt, wenn die ausstehenden Aufträge nicht erfüllt werden. Das sitzt im Moment bei den Leuten. Man hat Angst davor, früher als im Dezember ohne Job dazustehen, wenn man jetzt anfängt, was gegen die Schließung zu machen. Viele denken "Die Sache ist sowieso durch." Trotzdem gibt es Stimmen, die sagen, dass jetzt Druck auf den Betriebsrat ausgeübt werden muss. Alles in allem wird relativ normal gearbeitet.

Einige aktuelle Fragen und mögliche Antworten darauf:

Warum machen die Meister Druck?

Höchstwahrscheinlich geben sie den Druck von oben weiter. Die Stellung als Meister nutzt niemandem etwas, wenn seine Firma dichtgemacht wird. Aber die Geschäftsführung wird Druck auf sie ausüben. Voestalpine will noch jeden Cent aus dem Duisburger Schienenwerk rausholen. Einbrüche in der Produktion will Voestalpine auf alle Fälle vermeiden - sonst geht der schöne Plan dahin, Notgroschen zu sammeln für mögliche Kosten aus dem Schienenkartell-Verfahren.

Ist die Lage hoffnungslos?

Hoffnungslos ist sie nicht. Alternativen und Möglichkeiten zu kämpfen gibt es immer. Wir müssen sie nur finden. Wir haben es hier mit einem Fall zu tun, bei dem kriminelle Mafia-Manager über Jahre hinweg die Bahn durch Kartellabsprachen betrogen haben. Jetzt, da die Sache aufgeflogen ist, werden die TSTG-Beschäftigten dafür auf die Straße gesetzt. Eine Geschichte, mit der man an die Öffentlichkeit gehen kann. Außerdem will Voestalpine die restlichen Aufträge noch zu Geld machen. Ob das gelingt, liegt bei uns.

Was ist mit dem Betriebsrat?

In den letzten Tagen haben die Betriebsräte wohl verhandelt und Sitzungen gehabt. Abwarten, was dabei rauskommt (Weiß jemand mehr?). Wichtig ist, dass wir in den Schichten jetzt drüber reden, was wir machen können.

Diskutiert mit. Es können anonyme Kommentare abgegeben werden - hier oder im Forum

16.03.2012

Verteilung vor der Frühschicht

von tstg — Letzte Änderung 16.03.2012 13:48

Freunde unseres Projektes haben heute morgen ein weiteres Flugblatt an die Frühschicht verteilt.

Es ist der Gipfel der Dreistigkeit, dass jetzt die Kollegen bei TSTG mit ihren Jobs für die Verbrechen der Kartellmafia zahlen müssen.

Wir denken: Die Aktionäre sollen zahlen! Die kriminellen Manager gehören hinter Gitter! Das Schienenwerk muss mit allen Arbeitsplätzen erhalten bleiben!

Die Schließung des Werks kann nur durch aktiven Kampf der Kollegen verhindert werden. Diese Internetseite dient dazu, Ideen zu sammeln, wie das geschehen kann. Dazu kann das Forum genutzt werden. Dazu können auch Kommentare im Blog abgegeben werden.

Das komplette Flugblatt gibt es hier.

27.02.2012

Flugblattaktion vorm Werkstor

von tstg — Letzte Änderung 27.02.2012 23:25

Vor den "Not"-Betriebsversammlungen am Montag verteilten FreundInnen des TSTG-Projekts vor Tor 10 ein Flugblatt zur aktuellen Lage im Betrieb.

Das Flugblatt bot reichlich Anregungen für Fragen, die man in der Betriebsversammlung stellen konnte. Warum die Kurzarbeit und die Entlassungen, nachdem TSTG 10 Jahre gute Gewinne gemacht hat? Was können die KollegInnen für die Machenschaften des "Schienenkartells" ? Was kommt als nächstes, wenn wir die Entlassungen jetzt schlucken? Wäre es nicht die Aufgabe des Betriebsrats gewesen, die Entlassungen nicht zu unterschreiben?

Das Interesse bei den KollegInnen der Mittags- und Nachtschicht war angesichts der Unsicherheit vor der bevorstehenden Versammlung groß. Und ganz offensichtlich hat die Aktion in bestimmten Kreisen schnell Nervosität ausgelöst: Ein bisher nicht identifizierter Anzugträger fuhr bereits eine halbe Stunde nach Beginn der ersten Verteilaktion in hohem Tempo mit seinem dunklen Jeep über den Parkplatz auf eine verteilende Freundin zu und machte eine scharfe Bremsung. Er forderte die Freundin auf, ihm einige der Flugblätter auszuhändigen und fuhr schnell wieder davon.

Hinweise, die zur Identifizierung des Jeepfahrers dienen, können hier gern als Kommentar gepostet werden.

Das komplette Flugblatt gibt es hier.