IT-Krise: geplatzte Träume und innovative Ideen - Digital workers vernetzen sich

Mit dem Ende des Internet Aktien-Booms hat sich die Lage für die "digital workers", die Beschäftigten in der IT, Telekommunikation und High Tech Industrie, grundlegend gewandelt.

Noch vor wenigen Jahren mit Kopfprämien und eilig gesetzlich gezimmerten greencard Regeln auf einem leergefegten globalen Arbeitsmarkt umworben, heißt es jetzt: Wir brauchen Sie nicht mehr.

Die einzigen Zahlen, die an der Börse noch Eindruck hinterlassen, sind die jeweils neuesten Entlassungzahlen. Da alle vom start up Unternehmen bis zu den global players das gleiche tun, nämlich in atemberaubendem Tempo Arbeitsplätze abzubauen, sind die Chancen einen neuen Job zu finden auch in der Wachstumsregion Nürnberg faktisch gleich null.

Bei näherem Hinsehen waren die Arbeitsbedingungen im IT-Sektor schon vor der Krise in einigen Punkten fragwürdig. Die lockere Atmosphäre, die Vorstellung, sich im Projekt selbst verwirklichen zu können und das 21. Jahrhundert mit zu gestalten, haben viele motiviert und zu Höchstleistungen angespornt. Aber gerade weil es keine direkte Kontrolle durch den Chef mehr gab, wurde der Leistungsdruck vermittelt über Termine und Projekte und angeheizt mit dem Versprechen eines Bonus, noch größer. Überlange Arbeitszeiten und auch die Isolation vor dem Bildschirm prägen die Arbeitsbedingungen der digital workers. Kein Wunder, dass in einem solchen Klima Gewerkschaften nicht Fuß fassen konnten.

Seit ihren spekulativen Höchstständen im Frühjahr 2001 ist der Börsenwert der meisten IT-Unternehmen um 90%, 95% und mehr Prozent gesunken. Aktuell werden Aktien so mancher global players als penny stocks mit weniger als 1 US $ gehandelt. Auch der Umsatz und damit die reale Produktion ist massiv eingebrochen und inzwischen traut sich keiner mehr vorher zusagen, wann die endgültige Talsohle erreicht sein wird.

Die Firmen reagieren mit gewaltigen Restrukturierungsprogrammen. Personalabbau um jeden Preis ist angesagt, um kurzfristig wieder profitabel zu werden. Die Kosten der Krise sollen die digital workers tragen. Das trifft nicht nur diejenigen, die arbeitslos werden und feststellen müssen, dass ihre Qualifikation gerade nicht benötigt wird. Das trifft genauso die übriggebliebenen Kollegen. Mit jedem neuen Abbau steigt der Druck auf sie, die Termine sind schließlich einzuhalten. Lustig ist es schon lange nicht mehr!

Geplatzt ist auch der Traum von eigenem Unternehmen durch Erfolgsbeteiligung mit Aktien oder Optionen, die inzwischen fast nichts mehr wert sind. Selbständigkeit als Arbeitsform des 21. Jahrhundert wirft in der Krise ganz banale, nur scheinbar überwundene Fragen auf. Was tun wenn es kein Folgeprojekt gibt? Vor dem Konkurs gibt es nur eine Frage: Wo kommt das Geld für die nächste Kreditrate her?

Die Arbeitsplatzunsicherheit wächst. Die new economy unterscheidet sich gar nicht so sehr von den Verwaltungen und Fabrikhallen der "alten" Sektoren wie z.B. Auto, Chemie, Maschinenbau. Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt es überall, nur im IT Sektor heißen alle Manager.

Welche Lösungen haben die traditionellen Gewerkschaften für uns zu bieten? Mit ihrer auf traditionelle klassische Großbetriebe zugeschnittenen und unflexiblen Organisationsstruktur hinken sie der Entwicklung einer vernetzten Zukunft hinterher. Damit locken sie die auf Hochleistung getrimmten IT-Angestellten kaum von den Bildschirmen weg, auch wenn die Aufforderung dazu per Email käme. Ganz abgesehen davon, dass Arbeitslose und wechselnde Arbeitsformen wenig in ihre Denkschemata passen.

Netzwerk IT strebt eine offene, auf die Kommunikationsmittel der digital worker zugeschnittene Form eines neuen solidarischen Zusammenschlusses an, gleichermaßen geeignet für Entwickler, EDV-Techniker, Verwaltungsangestellte, Produktionsarbeiter oder Gewerkschafter. Dazu will Netzwerk IT online eine Gemeinschaft als offenes Netzwerk bilden, in dem sich jeder mit seiner Meinung unzensiert einbringen kann. Wie in einer demokratischen Pluralität schafft das Netzwert IT die Möglichkeit, sich wie in einem großen Team um die eigenen Probleme zu kümmern. Das Netzwerk IT dient als Erfahrungsaustausch, Quelle für Informationen, Kontaktbörse und als Forum, um Lösungen zu diskutieren und neue Wege zu gehen. Wege, die unsere Bedürfnisse nach Arbeitsplätzen, Weiterbildung und Karriere, Selbstverwirklichung und Respekt, und nicht zuletzt nach langfristiger wirtschaftlicher Sicherheit befriedigen.