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Arbeitsbedingungen

27.08.2012

Es herrscht *relative* Ruhe – ein Zwischenstand

von tstg — Letzte Änderung 27.08.2012 22:55

Bei der TSTG ist eine gewisse Normalität und Ruhe eingekehrt, aber das ist relativ. Die Stimmung ist tendenziell gereizt, wenn das auch zum Teil unter der Oberfläche brodelt. Vermutlich als Reaktion auf diese Stimmung werden Leiharbeiter eingestellt und die Betriebsratsführung sieht sich gezwungen ein bisschen Aktiv zu sein. Die Situation lässt uns Ahnen, welchen Druck die Belegschaft der TSTG ausüben kann auf die Geschäftsleitung der TSTG, auf die Betriebsratsführung bei TSTG und auf Voestalpine selbst.

Leiharbeiter werden Eingestellt

Die Politik der Geschäftsleitung der TSTG scheint neuerdings ins Gegenteil umzuschlagen: Es werden neue Leute eingestellt. 4 Leiharbeiter wurden eingestellt und 6 weitere sollen angeblich noch eingestellt werden. Viele wundern sich, was das zu bedeuten hat. Warum stellen die heute Leute ein, wo sie noch gestern möglichst viele mit Abfindung und Altersteilzeit nach draußen schicken wollten?

Doch es ist auch ständig zu merken, dass die Anzahl der Kollegen im Werk kaum ausreicht. Viele haben sich bereits mit einer Abfindung aus dem Werk zurückgezogen, seit Bekanntgabe der Schließungspläne ist der Krankenstand besonders hoch und jetzt kommt noch hinzu, dass viele Kollegen im Urlaub sind. Für die übrigen Kollegen ist die Arbeitsbelastung um so höher. Dabei ist es ganz offensichtlich, dass die Auftragslage so gut ist, dass Voestalpine keinen noch so kleinen Produktionsausfall will. Bei dieser verstärkten Arbeitsbelastung ist die Stimmung unter den Kollegen gereizt. Bei der erhöhten Arbeitsanstrengung können leichter absichtlich oder unabsichtlich Fehler passieren, die den Konzern teuer zu stehen kommen, und der Ausfall eines Kollegen für den kein Ersatz da ist, kann gegebenenfalls das ganze Werk lahm legen.

Der Schluss liegt nahe, dass sich Voestalpine unter diesen Umständen gegen unvorhergesehene Ereignisse absichert und lieber noch ein paar Leiharbeiter einstellt. Das Besondere an Leiharbeitern ist ja auch, dass die Geschäftsleitung sie leichter als die Festangestellten wieder auf die Straße setzen kann, wenn Voestalpine sie wieder nicht mehr braucht.

Die Betriebsratsführung regt sich.

Ebenfalls interessant ist das Verhalten der Betriebsratsführung. In den letzten Wochen zeigt sie wieder etwas verstärkte Aktivität. Es gab noch einmal eine sogenannte Infoveranstaltung, der Betriebsrat hat einen News Ticker verteilt und sammelt zum wiederholten Male Unterschriften gegen die Schließung. Einige Kollegen vermuten, dass die Betriebsratsführung diese Aktivitäten vor allem deshalb entfaltet, weil sie von der Belegschaft unter Druck gesetzt wird. Regelmäßig äußern Kollegen ihren Unmut über die Untätigkeit von Betriebsräten. Sie zitieren sie z.B. herbei und fordern sie auf Rechenschaft darüber abzulegen, was sie z.B. konkret gegen die Werksschließung und für die Sicherung der Arbeitsplätze unternehmen. Um ihren Status als Stellvertreter der Belegschaft nicht zu verlieren, muss die Betriebsratsführung also wenigstens etwas machen. Wirkungsvolle Kampfmaßnahmen ergreifen sie deshalb natürlich noch lange nicht. Unterschriftensammlungen gegen die Schließung zum jetzigen Zeitpunkt halten die allermeisten Kollegen eher für „einen Witz“.

Was können die Kollegen tun?

Interessant ist auch die Fragen, wie erreicht werden kann, dass wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen werden, wenn die Stimmung im Werk wieder umschwingt. Zum Beispiel wenn der geplante Schließungstermin näher rückt: Was kann getan werden, damit beim nächsten mal mehr passiert, als das der Betriebsratsvorsitzende anfängt zu weinen?

Wie können wir erreichen, dass die nächste Demo nicht abseits von jeder Zivilisation durch den Wald führen wird? Was ist dazu nötig? Ein Kollege schreibt in einem Kommentar auf dieser Seite : „Das die Arbeiter zu arbeiten haben und sich nicht einmischen sollen ist schon eine Freche Bemerkung.“ [Anonymer Benutzer 21.08.2012 21:45] Wie können wir mehr machen als Unterschriften sammeln? Durch den Aufschub der Schließung bleibt uns jetzt mehr Zeit. Wie können wir uns vorbereiten? Was lernen wir z.B. von den Kollegen bei Opel und in Rheinhausen? Was müssen wir wie sie machen und was müssen wir anders machen?

Man kann übrigens im `Forum` (natürlich ebenfalls anonym) eigene Gespräche eröffnen zu selbst gewählten Themen, z.B. um neue Diskussionen anzustoßen, für die Kollegen wichtige Informationen anonym zu veröffentlichen usw.