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Bulgarischer Winter in Berlin und Brandenburg

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 30.12.2009 23:32
Kaum ein Bahn-Reisender oder -Mitarbeiter macht sich darüber Gedanken, wer derzeitig bei den winterlichen Verhältnissen für den Winterdienst auf den Bahnsteigen zuständig ist. Hauptsache der Schnee wurde geschoben und der Bahnsteig ausreichend gestreut. Doch wer da eigentlich die Zuständigkeit für den Winterdienst erhalten hat, wissen noch nicht einmal die Eisenbahnunternehmen wie die S-Bahn Berlin, DB-Regio oder die ODEG, die die Verkehrsanlagen der DB Station und Service AG nutzen.

Einst waren es die Bahnsteigaufsichten die im Winter ihren Bahnsteig von Eis und Schnee befreiten. Diese wurden aufgrund des Sparwahns der DB-Vorstände eingespart. Selbst die verbliebenen Aufsichten wurden inzwischen mit soviel Arbeit ausgestattet, dass sie weder für ihren Toilettengang noch für den Winterdienst Zeit haben. So wurden die Mitarbeiter der Bahn-Reinigungs-Gesellschaft mbH (BRG), ein Unternehmen der DB AG, dafür eingespannt. Diese haben nicht nur niedrigere Löhne als die Aufsichten, sondern längst wesentlich flexiblere Arbeitszeiten. Selbst diese Flexibilität und die dazugehörigen Dumpinglöhne der BRG-Beschäftigten beflügelt die Bahn-Vorstände, um die Kosten für den notwendigen Winterdienst noch weiter zu senken.

Seitdem die ersten Flocken in diesem Winter vom Himmel über Berlin und Brandenburg herab schweben, kommen noch deutlich billigere Winterdienstkräfte zum Zuge, d.h. auf den Bahnsteigen zum Einsatz. Bulgarische Arbeiter haben ihre Zelte aufgeschlagen, d.h. ihre Arbeiterunterkünfte bezogen, um von dort mit Kleinbussen von einem Bahnsteig zum nächsten gefahren zu werden. Dabei kennen die Winterdienstkräfte weder den Auftraggeber noch ihren Chef der sie auf die Reise von einem Bahnsteig zm anderen schickt. Über ihren Lohn wollen sich die Arbeitskräfte nicht beschweren, der sei ganz gut. Genaue Zahlen wollten befragte Arbeiter, aus Furcht ihren armseligen Job zu verlieren, nicht nennen. Bei einem Durchschnittseinkommen von 160 bis 170 € im Monat in Bulgarien, werden sie sich unbestritten darüber freuen auf den Bahnsteigen der Bundeshauptstadt und im Land Brandenburg den Schnee schieben zu dürfen.

Doch freuen werden sich auch die Vorstände der Deutschen Bahn AG die sich durch die Billiglohnarbeiter, mit ihren Arbeitserlaubnissen von 3 Jahren, noch mehr Gewinne erhoffen können. Die Gewerkschaften, insbesondere die Bahn-Gewerkschaften, sehen derweil dem Treiben auf den Bahnsteigen der DB-Station und Service AG tatenlos zu. Da die Mitarbeiter der BRG von ihren Kollegen der fahrenden und ortsbezogenen Zunft schon als arme Teufel angesehen werden, wie sollen die Bahner das neuerliche Treiben der Vorstände in Sachen Dumpinglöhne beurteilen. Einfach hinnehmen können es die Eisenbahner nicht, denn ihnen wird wieder einmal vor Augen gehalten, dass sie selbst mit ihren Billiglöhnen durch noch billigere Arbeitskräfte ersetzt werden sollen. Es kann dabei wohl nur im Interesse aller Bahner sein, dass die bulgarischen Kollegen nicht ihren ihn unbekannten Auftraggebern und Chefs überlassen werden und zumindestens Tariflöhne erhalten.

Gleicher Lohn und gleich gute Arbeitsbedingungen für alle bei den Bahnen tätigen Arbeiter schreiben sich derzeit die Bahn-Gewerkschaften auf die Fahnen, wenn es um einen einheitlichen Tarifvertrag für alle Beschäftigten bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen geht. Das reicht ganz offensichtlich nicht aus, um das Vorgehen der DB AG, die Löhne weiter zu drücken, zu stoppen.

Zudem kommt der Umstand hinzu, dass die DB Station und Service AG die Betreibergesellschaft für die Verkehrsstationen im Streckennetz der DB Netz AG ist. Diese ist innerhalb des DB-Konzerns im Auftrag der Bundes für die Infrastruktur im deutschen Schienenverkehr zuständig.

Weitere Nachfragen zu den Löhnen und Arbeitsbedingungen der bulgarischen Winterdienstkräfte:

DB Station & Service AG, Regionalbereich Ost, Koppenstraße 3, D-10243 Berlin, Telefon: +49 30 297 36878, Fax: +49 30 297 36419

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