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Feindbildpolitik bei der Bahn

erstellt von Standpunkt-Redaktion — zuletzt verändert: 25.01.2010 23:32
Der Vorstand der Bahn legt sich derzeit ins Zeug die Öffentlichkeit von der eigenen Taten-, Konzept- und Hilflosigkeit abzulenken. Dabei wird nach dem Winter nun mit der Bahnindustrie ein neues Feindbild aufgebaut. Dagegen soll sich die öffentliche Meinung nicht in dem Maße erhitzen wie über das skrupellose Vorgehen der Bahn-Manager gegenüber den Kunden und den Mitarbeitern der Bahn.

Wenn dieser Tage bei der Bahn nicht einmal mehr die Türen klappen, geschweige denn die Umsteige- und Zugverbindungen, dann ist nach Aussagen des DB-Vorstands nicht mehr nur der Winter schuld, sondern nun auch die Bahnindustrie. Dieses neue Konzept der Feinbildpolitik findet sich nicht nur bei den DB-Vorständen wieder, sondern selbst beim Verkehrsminister. Darauf haben sich die Herrn ganz offensichtlich verständigt, damit die Bahn selber aus den Schlagzeilen verschwindet. Denn nichts ist schädlicher bei ihrem Gang zur Börse als eine schlechte Presse. Auch die Bahnhersteller selber spielen ganz offensichtlich dieses Spiel mit und versprechen sich dadurch neue Aufträge in Milliarden Höhe.

Doch die Ursachen für das größte Chaos seit dem letzten Krieg bei der Bahn liegt keineswegs bei der Bahnindustrie. Diese baut ihre Fahrzeuge allein nach dem was die Besteller wollen. So berichten ehemalige Mitarbeiter von Adtrans, später Bomardier, dass die Bahn bei der Herstellung von Fahrzeugen massiven Kostendruck ausgeübt hat. So wurden nicht nur bei der Fahrzeugbaureihe 481 der Berliner S-Bahn auf Wunsch des Besteller, der Deutschen Bahn, minderwertigere Achsen eingebaut als es der Hersteller vorsah. Um Kosten zu sparen. Und nun soll die Bahnindustrie schuld sein?

Und so sieht es auch mit der Signaltechnik bei der Bahn aus. Obwohl die Technik der verschiedenen modernen elektronischen Stellwerkstypen (ESTW) nicht ohne weiteres kompatibel sind, hat die Bahn die neuen Stellwerke durch Siemens und SEL Alcatel bauen lassen. Dadurch wurden bundesweit tausende Arbeitsplätze auf den bisher örtlichen Stellwerken eingespart. Ein schwerwiegendes Ergebnis dieser Sparpolitik war der Unfall in Berlin-Karow, wo mehrere Personen verletzt wurden als ein Regionalzug auf einen Butan-Gaswaggon prallte. Die Ursache lag darin, dass die angrenzende Signaltechnik (ESTW) mit der Signaltechnik im Bahnhof Karow nicht kompatibel ist. Aber die Bahn hat diese moderne Signaltechnik trotzdem einbauen lassen, obwohl ihr zuvor bekannt war, dass die Signalanlagen nicht wirklich kompatibel sind. Und auch da hat die Bahnindustrie schuld?

Wo ein Herr Mehdorn die Kritiker im eigenen Haus skrupellos zum Schweigen gebracht hat, will uns sein Nachfolger und langjähriger Weggefährte, Grube, erzählen, dass die Probleme bei der Bahn eigentlich gar nicht bei der Bahn liegen. Ein ehemaliger Geschäftsführer der Berliner S-Bahn meinte einst zu den Beschäftigten, dass sie an Wahrnehmungsstörungen leiden und alles gar nicht so schlimm ist wie sie es darstellen.

Und es war noch viel schlimmer ...

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