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Siemens AG: Quo vadis IG Metall ?

erstellt von widerspruch zuletzt verändert: 31.10.2011 15:46
Per se lautet die Definition von Gewerkschaften: "Gewerkschaften sind demokratische Vereinigungen von Arbeitnehmern, die sich zur Wahrung ihrer gemeinsamen Arbeitnehmerinteressen freiwillig und auf Dauer zusammengeschlossen haben, unabhängig von politischen Parteien, Kirchen, Staat und Gegenseite (Arbeitgeberseite), bereit und fähig, die Interessen ihrer Mitglieder nötigenfalls mit Kampfmaßnahmen zu verfolgen."

Es war einmal.... eine Arbeitnehmervertretung, die sich zusammengefunden hat, den armen, rechtlosen Mitarbeitern, welche unterbezahlt, überbeschäftigt waren und keinerlei Versicherungen besaßen zu deren Rechten zu verhelfen.

Es war einmal... so fangen alle Märchen an, und wie Märchen erscheint es mittlerweile manchen Mitarbeitern der ehem. SIS (nun Atos) oder aber Siemens AG, wenn sie von den ehemals hehren Zielen der Arbeitgebervertreter hören, die mittels Arbeitskämpfen, unbeugsamen Streitern eisern die Interessen der armen, unterdrückten Arbeiterschicht vertreten haben. Dies, obwohl immer noch genügend Mitarbeiter mit Ungerechtigkeiten zu kämpfen haben, mit Kündigungen bedroht werden und zu viele Überstunden leisten müssen (ich sage nur: ZEISS Projekt). Fakt ist: die Verhandlungen beider kontroverser Verhandlungsparter IGM und Siemens AG werden scheinbar mittlerweile nicht mehr ausschließlich unter arbeitnehmerrechtlichen Gesichtspunkten oder Interessen, sondern auch unter eigenen machtpolitischen Aspekten ausgetragen:

Die SAG will möglichst wenig Zugeständnisse an die Arbeitnehmer machen, die IGM will meines Dafürhaltens auf keinen Fall "aus dem Boot genommen" werden. Dies erweckt den Eindruck, dass die IG Metall immer wieder nach dem Grundsatz handelt und sich rechtfertigt: "Wir retten 1.000 und opfern 300" - also Kollateralschäden billigend in Kauf nimmt!

So geschehen bei dem für die damalige SIS unnötigen ETV (Ergänzungstarifvertrag), der den Kündigungsschutz für alle SIS Mitarbeitern auf 3 Jahre garantierte, was die SISler teuer mit dem Verlust des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes bezahlen mussten. Es war der teuerste, unnötigste und kürzeste garantierte Kündigungsschutz in der Geschichte von Siemens. Bereits 3 Tage später kamen die SISler in den Schoß der Mutter zurück, der Kündigungsschutz war flöten, wie eben schon erwähnt auch die Zusatzzahlungen, die viele SISler bitter vermissten!

Des weiteren erinnern wir uns zähneknirschend:

Der nächste Kollateralschaden betraf die zu erwartenden Widersprüchler der Ausgliederung der SIS aus dem Siemens Verband. Die Widersprüchler wurden explizit und völlig unnötig vom Kündigungsschutz in Radolfzell II ausgenommen. Mit Zustimmung des Betriebsrats!

Die in dieser Situation schwächsten, angreifbarsten Kollegen innerhalb des Widerspruchverfahrens wurde zusätzlich ausgegrenzt und stigmatisiert!! Warum?

Diese Bauernopfer -wir reden von Kollegenschicksalen! - wurden dadurch bei den jetzt laufenden Gerichtsverhandlungen gegen die Siemens AG signifikant geschwächt! Warum?

Alles einzig und allein, weil die IG Metall scheinbar um jeden Preis Verhandlungspartner der SAG bleiben will und wollte. Es stimmt Wunder, dass nicht mehr Mitarbeiter die internen Verknüpfungen der IG Metall hinterfragen!

Erstmals bekleidet ein hochrangiger IG-Metall-Vertreter den stellvertretenden Vorsitz im Siemens-Aufsichtsrat, nämlich Berthold Huber. Wen wundert es, dass die IG Metall scheinbar bereits im Vorfeld versucht hat das Outsourcing der SIS ruhig, und problemlos über die Bühne zu bekommen, sprich so wenig Widersprüchler als möglich zu motivieren? Meines Erachtens ein klassischer Interessenkonflikt!

Innerhalb der internen Siemenslandschaft wunderten sich nicht wenige im Vorfeld über die einseitige Betrachtensweise des Betriebsübergangs der IG Metall!

Wen wundern dann noch die oftmals einseitigen, parteigesteuerten Beratungen durch die IG Metall? Alleine die wiederkehrenden Äußerungen der Siemens AG sie sei schon lange kein Metallverarbeitender Betrieb mehr, und ein Gewerkschaftswechsel sei durchaus denkbar, macht die IG Metall in höchstem Masse erpressbar!

Im Hinblick darauf ist sie scheinbar zu vielen früher undenkbaren Zugeständnissen - also wie oben erwähnt: Kollateralschäden!- bereit!

Fairerweise muss man sagen, dass es noch einige lautere, faire und äußerst engagierte IG Metall Betriebsräte gibt, die ihr sozial-verantwortliches Denken, Handeln und Auftreten nicht mit dem Parteibuch verknüpfen, sich nicht ausschliesslich auf ihr Austragstüberl und eigene Karriere fokussieren, und vielen Kollegen damit eine große Hilfe waren. Aber es sind dies doch nur vereinzelt auftretende Kämpfer, die im Kleinen wirken und vermutlich keine große parteiinterne Karriere zu erwarten haben!

Viele Kollegen welche im Zuge der Outsourcings in die IG Metall eingetreten sind, fragen sich heute wozu? Wozu einen nicht unerheblichen Geldbetrag spenden, wenn die Beratungen mau, lustlos und nur eigeninteressenorientiert sind, Herr Kimmich auf mails nicht reagiert in welchen er von IGM-Mitgliedern um Beistand, Beratung und Rechtsauskunft gebeten wurde (Empfangsbestätigungen bescheinigen, dass unsere Nachrichten zwar gelesen, aber für evtl. zu unwichtig erachtet wurden?), scheinbar gegen die Interessen der Belegschaft, dafür für die politische Zukunft der IG Metall gestimmt wird?

Zugegeben: wir brauchen Gewerkschaften, aber nur wenn diese UNSERE Interesse vertreten, die Interessen der Arbeitnehmer, die Beistand benötigen und im Glauben wählen gehen, ihre besten Arbeitnehmervertreter zu mandatieren!

Gewerkschaften waren und sind ein machtvoller Apparat und Gegenpol gegen die Shareholderinteressen der Arbeitgeber, gegen die reine Abstufung des Einzelnen als Humankapital.

Trotzdem kann daher nur die Forderung lauten, interne Posten des Betriebsrates nicht als "Beamtenposten auf Lebenszeit" zu vergeben, da man hiermit nur Begehrlichkeiten hinsichtlich internem Arrangement mit den Oberen weckt, sowie das Arbeiten an der eigenen Karriere forciert!

.... und wenn sie nicht gestorben sind.... so enden die Märchen meist! Träumen wir weiter: Hoffen wir, dass die IG Metall kurz- oder mittelfristig zu ihren Wurzeln, ihrer Bestimmung und ihren hehren Zielen zurückkehrt!

Auf der anderen Seite stellt sich durchaus die Frage, bzw. die Diskussion: wäre VERDI wirklich keine Alternative?

(4) Kommentare

Anonymer Benutzer 06.11.2011 19:30
Die Hoffnung sollt nie sterben.
Aber wenn man so oft einen Aufhebungsvertrag überreicht bekommt( sieben Mal) mit dem Kommentar, "das sei doch eine super Change für eine berufliche neuorientierung" (auch von IG Metallbetriebsräten) gibt man irgendwann auf. Nachdem ich für die untere Mittelschicht keinerlei Chance bei einem Betriebsübergang sah habe ich unterschrieben um nach dem Einschnitt ETV noch etwas Geld zu bekommen. Mein persönlcher Eindruck: IG Metall hat mit Arbeitnehmervertrettung schon sehr lange nichts mehr zu tun und wenn so weitergemacht wird können Sie in naher Zukunft den Namen AUB übernehmen.
Anonymer Benutzer 21.11.2011 14:13
ja da spricht man in der firma stets und ständig von compliance und das leben dieses konzeptes. aber was soll man davon halten wenn sogar die betriebsräte hier im weitesten sinne korrupt sind. aber wenn man solche vertreter nicht haben möchte, dann darf man diese auch nicht wählen. leider ist bei siemens die mehrzahl immer für die kollegen der IG M, dabei gibt es durchaus auch andere mitarbeitervertretungen. aber vielleicht gibt es bei der nächsten wahl ja auch einen kleinen wandel und die kollegen der IG M sind sich dann nicht mehr so sicher.
Anonymer Benutzer 30.11.2011 01:26
Es ist eine Illusion eine Alternative allein daran festzumachen, ob die Kandidaten auf einer IGM Liste sind oder nicht. Die AUB war keinesfalls eine Alternative. Wichtig ist das Interesse, wer kandidiert und wo das Herzblut derjenigen schlägt. Danach sind die, die antreten, zu bewerten.

Am besten wäre Personenwahl. Dies ist z. B. dann möglich, wenn keine Liste eingereicht würde.

Eine einige Arbeitnehmerschaft, die Comanagement ihrer Vertreter ablehnt, wäre sicher der richtige Weg.
Anonymer Benutzer 02.12.2011 13:39
Völlig korrekt! Aber eine Personenwahl wird aus nachvollziehbaren Gründen abgelehnt: wer gibt schon freiwillig einen Beamtenposten auf? Man muss sich nur mal anschauen, wie lange einzelne Kandidaten schon auf ihren Posten verharren. Wobei Laufzeit nicht mit Qualitätsverlust gleichgesetzt werden darf. Aber wer bietet zur Zeit Qualität?

Die meisten BR sind sehr unlustig sich auf unsere Probleme einzulassen, beantworten mails nicht vollständig - unliebsame Fragen werden einfach ignoriert- und titulieren ihr eigenes Klientel als "aufsässig und undankbar". Da kommen einem doch so die einen oder anderen Gedanken hinsichtlich Arbeitnehmer-, nicht Arbeitgebervertretung, oder geht das nur mir so?