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Offener Brief von MitarbeiterInnen des Accounts ericsson an die Geschäftsleitung von CSC

erstellt von Honey Pot zuletzt verändert: 16.08.2008 17:19
Zugeschickt wurde uns ein offener Brief von MitarbeiterInnen des Accounts Ericsson an die Geschäftsleitung der CSC Deutschland Services GmbH ( Herr Martin Baumann, Herr Peter Schmidt, Herr Martin Deda, Gerhard Fercho ). In dem offenen Brief äußern die MitarbeiterInnen Ihren Unmut über die Praktiken der Geschäftsführung.

Backnang, den 15. November 2006

Sehr geehrte Herren der Geschäftsleitung,

die unterzeichnenden Mitarbeiter des Accounts Ericsson möchten Ihre Information, dass dieses Jahr keine Gehaltsanpassung auf Basis der geführten Appraisalgespräche erfolgen soll, zum Anlass nehmen, Ihnen mitzuteilen, wie ein solcher Schritt und auch die parallel laufenden Restrukturierungsmassnahmen - die Motivation der Mitarbeiter äußerst negativ beeinflusst.

Ihre Aussage heißt nichts anderes, als dass die Mitarbeiter, die für das Unternehmen das Geld verdienen, leer ausgehen... (Im Übrigen sind es diese Mitarbeiter, die trotz der bevorstehenden Restrukturierungsmaßnahme und dem damit drohenden Verlust des Arbeitsplatzes hervorragende Leistungen erbringen. Dies wurde uns von Ihnen in diversen Mails immer wieder bestätigt.)

Es drängt sich bei der Belegschaft die Vermutung auf, dass unser Arbeitgeber die diesjährigen Appraisal-Gespräche ausschließlich dazu benutzt hat, um herauszufinden, von welchen Mitarbeitern man sich trennen möchte, und nicht, um die geleistete Arbeit in irgendeiner Form zu honorieren! Zu Ihrer Erinnerung sei hier erwähnt, dass die Appraisalgespräche erst durchgeführt wurden, nachdem bekannt war, dass es eine umfangreiche Restrukturierung innerhalb des CSC-Konzerns in Europa geben wird.

Interessanterweise gab es in diesem Rahmen nur vereinzelt Beurteilungen der Führungskräfte. Laut Arbeitgeber wollte man dies dieses Jahr über den SurveyMonkey im Intraweb durchführen. Erstaunlich ist, dass bis jetzt aber noch nichts daraus geworden ist. Liegt das vielleicht daran, dass man fürchtet, zu viele zu schlechte Bewertungen über die Führungskräfte zu erhalten? Und befürchtet man weiter, damit einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, dass man die falschen Personen auf Führungspositionen gesetzt hat? In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, wie viele Führungskräfte von der Restrukturierung betroffen sind...

Es ist ausserdem erstaunlich, mit welcher Treffsicherheit unsere Geschäftsleitung immer wieder genau die Entscheidungen trifft, die - sofern überhaupt noch möglich - zu zusätzlicher Demotivation der Mitarbeiter führen. Wozu, fragt man sich, tut man eigentlich noch alles mögliche, um den Laden am Laufen zu halten? Es wird uns durch nichts gedankt, im Gegenteil, man muss um seinen Job fürchten! Wann haben Sie als Arbeitgeber das letzte Mal eine Aktion ins Leben gerufen, die von den Mitarbeitern als motivierend empfunden wurde? Aufgrund der Erfahrungen in den letzten dreieinhalb Jahren bei CSC, würde heute ein Großteil der KollegInnen diesen Arbeitgeber nicht als DEN Arbeitgeber seiner Wahl definieren. Wie die sich häufenden Kündigungen in letzter Zeit zeigen, verlassen die, die Alternativen finden, sofort das Unternehmen.

Aussagen von Führungskräften wie wenn Sie mit der Kultur in diesem Unternehmen nicht klar kommen, dann müssen Sie die entsprechenden Konsequenzen ziehen, die uns mehrfach bei internen Diskussionen über das Unternehmen entgegengehalten wurden, empfinden wir als Unverschämtheit. Interne Kritik muss erlaubt sein, gerade wenn man bedenkt, dass niemand von uns freiwillig zu CSC gekommen ist. Im Rahmen des Outsourcings von Marconi war dies für uns die einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit!

Demnächst werden wieder Geschäftszahlen auf den Tisch gelegt, und wieder wird es heißen, dass wir wirklich erstklassige Arbeit geleistet haben. Aber gleichzeitig wird wieder argumentiert werden, dass der Markt schlecht aussieht, die Kunden nicht mehr so viel bezahlen wollen, wir wieder konkurrenzfähig werden müssen, und und und... ...und deshalb die Firma CSC einfach gezwungen ist, Mitarbeiter in Hochlohnländern abzubauen und durch viel, viel günstigere Kollegen in Near- und Offshore-Gebieten zu ersetzen...koste es, was es wolle!

Andere Unternehmen haben mittlerweile eingesehen, dass der Weg ins Ausland nicht immer der richtige ist (unter anderem auch Bosch, für viele von uns ein ehemaliger Arbeitgeber!). Diese Firmen drehen deshalb die Schrauben zurück, in der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist. Das Unternehmen CSC dagegen ist der Meinung, dass solche Unternehmen einfach alles falsch gemacht haben, und CSC das alles ja viel besser kann!

Wie falsch CSC die Situation einschätzt, sieht man ja auch daran, dass das Unternehmen der Meinung ist, die Matrix-Struktur sei die ultimative Organisationstruktur. Auch hier hinken wir anderen Global Playern um Jahre hinterher, denn diese haben bereits vor dem Jahr 2000 erkannt, dass die Probleme einer Matrixstruktur deren Vorteile deutlich überwiegen! Wir befürchten, dass unser Management nicht rechtzeitig erkennt, hier einen Riesenfehler zu machen, sondern erst, wenn es für CSC - und damit auch für jeden Einzelnen von uns zu spät ist!

Wir - die unterzeichnenden Mitarbeiter des Account Ericsson - wären Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie uns Ihre Sichtweise zu den in diesem Brief angesprochenen Problemen EHRLICH und umfassend darlegen.

Wir möchten keine pauschalierten Erklärungen wie die von Richards Ricks in seiner Antwort an die Belegschaft des Standorts Immenstaad. Die Verlagerung des Service Desks ist eine globale strategische Entscheidung und nicht zu ändern hören, sondern vielmehr würde uns interessieren, ob Sie als unsere deutsche Geschäftsführung die Interessen des Standorts Deutschland überhaupt im EMEA-Management vertreten haben, oder ob Sie vielleicht aus Angst um Ihre eigenen Arbeitsplätze lieber die einfachen Mitarbeiter opfern und damit über Leichen gehen.

Nutzen Sie bitte diese Gelegenheit, die Entscheidungen, die Sie im letzten halben Jahr getroffen haben, ausführlich zu begründen! Stellen Sie sich den Fragen und der Kritik der Unterzeichnenden, indem Sie die Standorte besuchen und den Menschen klar machen, was Sie zu Ihren Entscheidungen bewegt hat!

Sich in Wiesbaden zu verkriechen, stellt keine Lösung dar. Im Gegenteil würde jedem Einzelnen von uns dadurch noch deutlicher, dass es Ihnen egal ist, was mit den Personen hinter den Personalnummern, die das Unternehmen nicht weiterbeschäftigen möchte, geschieht.

Überdenken Sie nochmals Ihre Entscheidungen, und machen Sie sich bitte klar, dass es hier nicht um Human Resources und Kostenfaktoren geht, sondern um Menschen aus Fleisch und Blut, die aufgrund der von Ihnen eingeleiteten Massnahmen um Ihre berufliche als auch persönliche Existenz bangen müssen.

Unterzeichnet durch Mitarbeiter des Account Ericsson

(1) Kommentare

Anonymer Benutzer 14.03.2007 20:48
manche Vorgesetzten haben doch gar keine Ahnung, was Mitarbeiterführung heißt. Da treten Nachfolger in deren Position, nur weil sie mit dem jetzigen Vorgesetzen im selben Tennis-Club spielen. Das Wort Mitarbeiterführung haben die Nachfolger noch nie gehört.